Der „Zug fürs Impfen“ rollt |
05.05.2003 00:00 Uhr |
Die erste Nationale Impfwoche des Deutschen Grünen Kreuzes bündelt zahlreiche Aktionen vom 5. bis 11. Mai. Den so genannten „Zug für´s Impfen“, der sieben deutsche Großstädte ansteuert und von Aufklärungsveranstaltungen begleitet wird, ergänzen regional mehr als 3800 Apotheken.
Deutschland zählt beim Impfschutz zu den Schlusslichtern in Europa. Viele Menschen sind sich der Gefahr von Infektionskrankheiten nicht mehr bewusst. Immer weniger lassen sich impfen.
Mit einer erstmals deutschlandweiten Kampagne für das Impfen macht das Deutsche Grüne Kreuz (DGK), unterstützt von 120 Institutionen und Organisationen, auf diesen Nachholbedarf aufmerksam. Die in den letzten Jahren stetig wachsende Impfmüdigkeit sowie ungerechtfertigte Vorurteile sollen zurückgedrängt werden, um die Durchimpfungsraten in Deutschland zu verbessern.
Impfen ist Prävention
Es gelte, klarzumachen, dass Impfungen wichtige und leicht umzusetzende medizinische Vorsorgemaßnahmen sind. Diese tragen dazu bei, nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gesellschaft vor schweren Erkrankungen zu schützen, sagte Professor Dr. Burghard Stück, Präsident des DGK, während der Eröffnungsveranstaltung der Nationalen Impfwoche in Berlin.
Auch die Bundesgesundheitsministerin sehe das Impfen als zentralen Baustein in der Prävention und habe daher die Schirmherrschaft für die Kampagne übernommen, sagte Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder. Impfen sei eine öffentliche Aufgabe und das jüngst eingeführte Infektionsschutzgesetz sorge für eine gute Datenlage. Ein Arzt ist nun verpflichtet, Verdachtsfälle von Impfreaktionen, die über das übliche Ausmaß hinausgehen, dem Gesundheitsamt zu melden. Von dort gelangen die Informationen an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Nebenwirkungen erfasst, auswertet und gegebenenfalls Maßnahmen ergreift.
Impfstoffe sind besonders sicher
"Die Arzneimittelgruppe der Impfstoffe wird wie die Blutprodukte besonders intensiv kontrolliert", sagte der Präsident des PEI, Professor Dr. Johannes Löwer. Die staatliche Chargenprüfung sorge für die große Sicherheit der Vakzinen; Nebenwirkungen träten sehr selten und zumeist generalisiert, etwa als Fieber, auf. Dies wolle man ängstlichen und skeptischen Menschen vermitteln und sie zum Impfen bewegen. Löwer wies darauf hin, dass Impfstoffe im Unterschied zu anderen Arzneimitteln gesunden Personen verabreicht werden, ein akuter Grund für eine Impfung fehlt zumeist. Daher müssen Aufklärungsaktionen auf einen ausreichenden Impfschutz aufmerksam machen. Denn viele Erwachsene und gerade ältere Menschen vergessen nötige Auffrischungen.
Bis 2007 frei von Masern
Im Jahr 2002 wurde Europa als poliofrei erklärt, nun soll bis 2007 die Ausrottung der Maserviren gelingen. Deutschland sei von diesem Ziel noch weit entfernt, bedauert Professor Dr. Sieghart Dittmann, stellvertretender Vorsitzender der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut. Zwar lägen die Impfraten bei Kindern, die bei der Einschulung erhoben werden, sowohl für Diphtherie/Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis und Hämophilus influenzae Typ b als auch für Masern, Mumps und Röteln bei gut 80 Prozent. Als „absolutes Sorgenkind“ bezeichnete Dittmann jedoch die Auffrischraten von nur 20 Prozent bei Masern, Mumps und Röteln. Auf Grund der unzureichenden Immunisierung der Bevölkerung seien 2001 noch 6034 Masern-Erkrankungen gemeldet worden. Den Auffrischungen gelte daher besondere Aufmerksamkeit. Zudem sollten Impfraten schon bei Zweijährigen erhoben werden.
Impf-Motivator Apotheke
Vier Millionen Kundenkontakte pro Tag prädestinieren Apotheken dafür, über die Notwendigkeit von Impfungen aufzuklären. Das Apothekenteam halte Informationsmaterial bereit und gebe qualifizierte Auskünfte zu Standard- oder Reiseimpfungen, sagte Hans Knoll, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer. Er begrüßte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar dieses Jahres, den Versand von Impfstoffen zu verbieten. Die Beratung der Apotheker sorge für den sicheren Umgang mit Impfstoffen sowie allen anderen Arzneimitteln.
An der ersten Nationalen Impfwoche nehmen insgesamt 3839 Apotheken teil - sie übertreffen damit zahlenmäßig knapp die Allgemeinmediziner. Über 9000 Aktionspartner sorgen bis zum 11. Mai für ein vielfältiges Programm, das von Vorträgen in Schulen und Informationsständen in Fußgängerzonen über Schulungen von Arzthelferinnen, Hebammen sowie Mitarbeitern von Reisebüros und Fortbildungen für Ärzte und Apotheker bis zu Impfpasskontrollen reicht. Der Sonderzug macht nach den Städten Berlin, Leipzig, München und Frankfurt am Main am 8. Mai in Hamburg, am 9. Mai in Köln und am 10. Mai in Potsdam halt. An den Bahnhöfen steht jeweils ein spezielles Impfthema im Mittelpunkt, Talk-Runden mit prominenten Gästen werden live übertragen. Außerdem fahren Impfbusse durch das Land, und eine Telefonaktion rundet das Informationsangebot ab. Die kostenlose Infoline mit der Nummer (08 00) 0 11 21 18 ist bis zum 16. Mai montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 16 Uhr besetzt.
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