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Mehr als 80 Menschen erkrankt

28.04.2003  00:00 Uhr
Geflügelpest

Mehr als 80 Menschen erkrankt

PZ  Das Risiko, sich mit dem Geflügelpestvirus durch erkranktes Geflügel zu infizieren, ist für Menschen sehr gering, meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer aktuellen Stellungnahme. Es sollte auf Grund der Beobachtungen in den Niederlanden aber ernst genommen werden.

Dort waren nach neuesten Zahlen mehr als 80 Menschen nach einer Infektion mit dem aus erkranktem Geflügel stammenden Influenza-A-Virus (H7N7) an Bindehautentzündungen oder in einzelnen Fällen grippeähnlichen Symptomen erkrankt. Ein Tierarzt war an der auch als Vogelgrippe bezeichneten Erkrankung gestorben. "Falls die Geflügelpest auch in Deutschland aufträte, sollten Personen mit engem Kontakt zu kranken Tieren geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen", sagt Reinhard Kurth, Präsident des RKI.

In erster Linie sollten gefährdete Personen ungeschützten Kontakt mit erkrankten Tieren durch geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Mundschutz und Schutzbrille vermeiden und zusätzlich prophylaktische Neuraminidasehemmer einnehmen. Eine Influenza-Schutzimpfung mit dem aktuellen humanen Impfstoff von nicht geimpften Personen mit möglichem Kontakt zu erkrankten Tieren soll Doppelinfektionen mit den aktuell zirkulierenden humanen Influenzaviren und dem Erreger der Geflügelpest verhindern. Bei solchen Doppelinfektionen besteht das Risiko, dass sich neue Virusvarianten ausbilden und ein neues, für Menschen gefährlicheres Virus entsteht.

Mittlerweile sind auch deutsche Betriebe auf Grund der Situation in den Niederlanden von den dortigen Maßnahmen berührt, da die Höfe innerhalb der besonderen Überwachungszonen von betroffenen niederländischen Höfen liegen. In den deutschen Betrieben hat das Gesundheitsamt bei den Räumungen vorsorglich Schutzmaßnahmen angeordnet.

Zur Geflügelpest im Tierbestand arbeitet die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere. Die Einschätzung möglicher Risiken für den Verbraucher durch tierische Produkte nimmt das Bundesinstitut für Risikobewertung vor. Hinweise auf ein derartiges Risiko gibt es derzeit nicht, betont das RKI. Mit beiden Einrichtungen arbeitet das RKI eng zusammen.

Der verstorbene Tierarzt in den Niederlanden hat nach bisherigen Erkenntnissen den Erreger nicht weitergegeben, auch nicht an enge Kontaktpersonen in der Familie, die allerdings prophylaktisch Neuraminidasehemmer eingenommen haben. Im Jahr 1997 und im Frühjahr 2003 waren in Hongkong mehrere Menschen an einem anderen Vogelgrippe-Erreger (H5N1) erkrankt und einige Patienten an der Infektion gestorben. Auch dort war es nicht zu einer Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch gekommen.

© 2003 GOVI-Verlag
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