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Die Sucht früh erkennen

21.04.2003  00:00 Uhr

Die Sucht früh erkennen

von Alexander Müller, Berlin

Alkohol ist in Deutschland eine gesellschaftlich anerkannte Droge. Zu viele unterschätzen noch immer die Gefahr, die vom Trinken ausgeht. Das Diakonische Werk, Gesamtverband Suchtkranke und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) starten deshalb im Mai eine gemeinsame Aktion unter dem Motto „1000 Ärzte - Sucht frühzeitig erkennen“.

Die diakonischen Suchtberatungsstellen streben zunächst die Zusammenarbeit mit 1000 Ärzten an, die den Kontakt zu den Alkoholgefährdeten und Alko-holkranken herstellen sollen. Denn die vorhandenen Beratungs- und Versorgungseinrichtungen werden derzeit zu wenig in Anspruch genommen. Dem niedergelassenen Arzt komme daher eine besondere Rolle zu. Etwa 10 Prozent der Patienten, die einen Arzt aufsuchen, betreiben Missbrauch mit Alkohol oder sind alkoholabhängig.

Die Ärzte sollen durch die Aktion für die Anzeichen des Missbrauchs sensibilisiert werden und lernen, die Betroffenen früher auf ihr Problem anzusprechen. Mitarbeiter der Diakonie sollen auf lokaler Ebene mit den Ärzten Kontakt aufnehmen. Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche unterhält rund 450 ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen, sowie eigene Kliniken, Nachsorge-Einrichtungen und Selbsthilfegruppen. Das Programm solle die Ärzte zur Zusammenarbeit mit diesen Stellen ermuntern, so Diakonie-Präsident Pfarrer Jürgen Gohde.

Zur Umsetzung der Aktion im Praxisalltag hat die BZgA zusammen mit der Bundesärztekammer den Beratungsleit-faden „Kurzintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen“ erstellt. Das Manual soll die Brücke von Arzt zu Patient schlagen und den Kontakt zum suchtspezifischen Hilfesystem erleichtern.

Die BzgA bietet darüber hinaus die Ratgeber „Alkoholfrei leben - Rat und Hilfe bei Alkoholproblemen“ und „Alles klar - Tipps und Informationen für den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol“ an. In den Broschüren sind Fragebögen, ein Selbsttest und ein Alkoholtagebuch enthalten. Auf diese Ratgeber und auf Beratungsstellen könne der behandelnde Arzt in einem vertraulichen Gespräch hinweisen, wenn der erste Schritt der Kurzintervention durch den Leitfaden getan sei, erklärte Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA.

Auch Apotheker können die Broschüren in größerer Stückzahl bestellen und ihren Kunden zur Verfügung stellen. Sie sind kostenlos und können unter folgender Adresse bestellt werden: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 51101 Köln, Fax (0 22 1) 89 92 25 7, order@bzga.de oder auf der Website www.bzga.de.

 

Deutschland ist Spitzenreiter im Alkoholverbrauch. Rund 1,6 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig, mindestens neun Millionen sind alkoholgefährdet. Jedes Jahr sterben circa 42.000 Menschen in der Bundesrepublik an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Schätzungsweise 20 Milliarden Euro entstehen jährlich an volkswirtschaftlichem Schaden.

 

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