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Kinder mit Down-Syndrom können rechnen lernen

02.04.2001  00:00 Uhr

SELBSTHILFEGRUPPEN

Kinder mit Down-Syndrom können rechnen lernen

von Christiane Berg, Hamburg

Keine Krankheit, sondern eine genetisch bedingte Veranlagung, die mit der Erbinformation anderer Menschen nicht vergleichbar ist - das Down-Syndrom. Menschen, die unter der nach dem englischen Arzt Down und im Volksmund diskriminierend oft "Mongolismus" benannten numerischen autosomalen Chromosomenveränderung leiden, haben in jeder Körperzelle 47 statt 46 der "Erbkörperchen", die sichtbaren Träger der genetischen Information.

"Das Chromosom Nummer 21 ist dreifach vorhanden, daher auch die medizinische Bezeichnung Trisomie 21, mit der eines von 700 Kindern in Deutschland geboren wird. Auf Grund dieses überzähligen Chromosoms haben Kinder mit Down-Syndrom Besonderheiten, die sie von anderen Kindern unterscheiden", so Eva Jürgensen, Vorsitzende von KIDS Hamburg e. V., Kontakt und Informationszentrum Down- Syndrom.

Unterschiedlich ausgeprägt verzögert sich bei Kindern mit Down-Syndrom die geistige und körperliche Entwicklung. Daneben kann es unter anderem zu Herzfehlern, Muskelschwäche sowie Passivität oder Sprachstörungen, Hör- und Sehproblemen kommen. In früheren Jahren starben nahezu 90 Prozent der Betroffenen vor dem 25. Lebensjahr. Dank der verbesserten medizinischen Versorgung ist die Lebenserwartung stark gestiegen. Jürgensen: "Heute weiß man zudem, dass durch frühzeitige Förderung die geistige Auffassungsgabe von Kindern mit Down-Syndrom ganz entscheidend gesteigert werden kann. Sie sind erstaunlich lernfähig, wenn man ihnen die Chance gibt, sich zu entfalten."

Kampf gegen Vorurteile

Jürgensen spricht von dem "schmerzhaften Trauerprozess", den die Diagnose Down-Syndrom bei der Geburt ihrer Tochter Lea vor vier Jahren bei ihr auslöste. "Ich wollte mein Wunschkind so annehmen, wie es ist. Auf ein Kind mit Trisomie 21 war ich nicht vorbereitet", so die heute Vierundvierzigjährige, die eine Fruchtwasseruntersuchung damals bewusst nicht machen ließ. Sie habe tagelang geweint, bevor sie den Kampf gegen Vorurteile und Unwissenheit aufnehmen konnte - auch bei sich selbst: "Ich wusste so gut wie nichts über diese Chromosomenveränderung, zu der es mit zunehmendem Alter der Eltern kommen kann."

Weltweit hat sich die Lehrerin für Pflegeberufe über Forschung und Fördermöglichkeiten informiert. "Ich war beeindruckt. Auf einem Kongress in Spanien hielten Menschen mit Down-Syndrom Vorträge. Ein sizilianisches Mädchen besucht das Gymnasium. In Australien und in England wird erfolgreich ein an der Universität Sydney entwickeltes Programm 'Frühes Lesen' zum Spracherwerb eingesetzt".

Gezielte Förderung

Sprachförderung durch Gebärden-unterstützte Kommunikation, Krankengymnastik, stundenlanges Üben zur Entwicklung der Motorik: Der große zeit- und kraftintensive Einsatz von Eva Jürgensen zur Förderung ihrer Tochter hat sich bereits gelohnt. Lea besucht heute einen Regelkindergarten und wird voraussichtlich eines Tages auch in eine normale Schule gehen. "Natürlich sind sie immer da, die Ängste vor morgen", so Eva Jürgensen. Doch sei das Leben mit Lea für sie eine unendliche Bereicherung. "Sie ist mein Sonnenschein."

In Deutschland gehe nach der Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom oft wertvolle Zeit verloren, da nicht ausreichend bekannt sei, dass diese Kinder den individuellen Möglichkeiten, Neigungen und Vorlieben entsprechend durch gezielte Förderung lesen, schreiben, ja sogar rechnen lernen können. Deshalb habe sie 1999 mit zwölf anderen Müttern das Kontakt- und Informationszentrum Down-Syndrom KIDS Hamburg e. V. (Kleine Bergstraße 32, 22767 Hamburg, Telefon (040) 38 61 67 80) gegründet, das heute 80 Mitglieder zählt und in engem Kontakt zum Deutschen Down-Syndrom-Info-Center in 91207 Lauf a. d. Pegnitz, Hammerhöhe 3, Telefon (0 91 23) 98 21 21, steht.

KIDS Hamburg bietet eine umfangreiche Fachbibliothek, organisiert Seminare, vermittelt Kontakte zu anderen Eltern, sozialen Institutionen, Behindertenverbänden und Experten. Jürgensen: "Unwissenheit begrenzt. Nur wer gut informiert ist, kann gezielt Entscheidungen zur Förderung der Autonomie unter Wahrung der Individualität seines Kindes treffen."

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