Globales Desaster durch Aids |
24.02.2003 00:00 Uhr |
„Aids ist schlimmer als die Pest.“ Mit dieser Feststellung warb Professor Dr. Richard Feachem vom Global Fond im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit für seine Institution. Nach zwei Jahren Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria zog der Executive Director eine erste Zwischenbilanz.
Auf 42 Millionen schätzt der Global Fond die Zahl der Aidskranken weltweit. „In Südafrika sind 30 bis 40 Prozent der Erwachsenen infiziert“, sagte Feachem. Sorgen bereitet auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. So sei bereits jeder zweite Schullehrer in Sambia an Aids erkrankt. Da Lehrer nicht beliebig und ständig ersetzt werden können, erwartet der Global Fond in Kürze den Zusammenbruch des sambischen Schulsystems. Die Folgen für die Gesellschaft seien noch nicht abzusehen, so Feachem.
Nach wie vor sind die Infektionsraten in Teilen Afrikas extrem hoch. So werden für Nigeria und in Äthiopien große Epidemien vorhergesagt. Beide Länder folgen in einigem zeitlichen Abstand ihren Nachbarn in der Aids-Entwicklung. Doch die höchsten Infektionsraten in der Welt verzeichnet Osteuropa, dicht gefolgt von Asien.
Nach Berechnungen der Weltbank wird in Russland als Folge der Aids-Epidemie das Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2010 um bis zu 4,15 Prozent zurückgehen, wenn nicht sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. In Asien sind insbesondere die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, Indien und China, betroffen. „Noch ist Indien 15 Jahre zurück, aber das Land geht den afrikanischen Weg“, sagte Feachem.
Seiner Ansicht nach steht die Welt vor einem globalen Desaster. Auch US-Außenminister Colin Powell betone immer wieder: nicht der Terrorismus, sondern Aids sei das größte Problem, dem wir uns auf der Erde zu stellen haben. Bis Ende 2010 prognostiziert das National Intelligence Council der US Regierung einen Anstieg der HIV-Infizierten um weitere 75 Millionen Menschen. Mehr als drei Millionen Menschen sterben weltweit Jahr für Jahr an der Immunschwäche. In den Entwicklungsländern tötet überwiegend Tuberkulose die HIV-Patienten. Dennoch gebe es auch kleine Erfolge, betonte Feachem. Vor allem die Arbeit der Sexworker in Nairobi und in New York sei da zu nennen.
Im Januar 2001 wurde der Global Fond zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria von den G7-Staaten ins Leben gerufen, um Geld zu sammeln und zu verteilen. Inzwischen fördert die Institution 160 Programme in 85 Ländern der Welt. Schwerpunkt ist die Prävention. Jedoch nimmt die Zahl der Therapieprogramme zu, bei denen auch antiretrovirale Medikamente zum Einsatz kommen. Aufgesetzt werden die Programme von den Ländern. Sie entscheiden frei über die Auswahl der Medikamente und den Einsatz von Generika.
Wurde der Fonds bisher von den G7-Staaten finanziert, steht nun eine Refinanzierung ins Haus. Für die Jahre 2003 und 2004 geht Feachem von einem zusätzlichen Finanzbedarf von 5,1 Milliarden US-Dollar aus. „Mit 200 Millionen Euro will sich die Bundesregierung bis zum Jahr 2006 am Global Fond beteiligen“, sagte Staatssekretär Erich Stather im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Insgesamt werden von der deutschen Entwicklungshilfe jährlich 300 Millionen Euro zur Aids-Bekämpfung bereitgestellt.
© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de