Medizin |
28.02.2000 00:00 Uhr |
Amerikanische Forscher sind der Unsterblichkeit auf der Spur. Sie identifizierten die Funktion des Sir2-Gens, das Zellen daran hindert, frühzeitig zu altern.
Leonard Guarente und seine Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA, berichteten in Nature (403, 2000, Seiten 795 800), dass Sir2 einen neuen Typ einer Histon-Deacetylase darstellt. Das Enzym schaltet Gene ab, indem es die Proteine verändert, die das Erbmaterial umhüllen und schützen. Überraschenderweise benötigt Sir2 den ubiquitären Elektronenüberträger Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD) für seine Aktivität. Normalerweise ist NAD am Abbau von Molekülen aus der Nahrung beteiligt.
Wissenschaftler hatten Sir2 zuerst bei der Hefe Saccharomyces cerevisiae entdeckt, verwandte Gene inzwischen aber auch beim Menschen und anderen Säugetieren nachgewiesen. Ein Ausfall von Sir2 verkürzt das Leben der Hefen, eine zusätzliche Genkopie sorgt dafür, dass sie sich munter weiter teilen und wesentlich länger leben als ihre natürlich vorkommenden Verwandten.
Zumindest für Nagetiere ist schon seit längerem bekannt, dass eine reduzierte Kalorienaufnahme die Lebenszeit verlängert. Der Mechanismus dieses Zusammenhangs war jedoch bisher noch unklar. Viele Forscher vermuteten, dass die Tiere auch mehr zellschädigende Radikale aufnehmen, wenn sie mehr Futter bekommen. Guarente und seine Mitarbeiter haben mit ihrer Arbeit nun eine andere Erklärungsmöglichkeit geliefert. Sie vermuten, dass Sir2 das Bindeglied zwischen Energiestoffwechsel und Langlebigkeit sein könnte, indem es Gene bei verringerter Energiezufuhr abschaltet.
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