Ziel noch nicht erreicht |
30.12.2002 00:00 Uhr |
von Dorothee Ott, Eschborn
Die UN-Vollversammlung gewährt Deutschland eine Fristverlängerung bis 2005, um die weiterhin bestehende Iod-Unterversorgung innerhalb der Bevölkerung zu beheben, meldet der Arbeitskreis Iodmangel.
In einer Resolution der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich auch Deutschland 1990 dazu verpflichtet, den Iodmangel bis zum Jahr 2000 zu beseitigen, dieses Ziel aber nicht erreicht. Trotz der gegenüber 1975 nahezu verdoppelten Iodaufnahme fehlen Erwachsenen und Jugendlichen im Mittel noch etwa 60 bis 80 µg Iod pro Tag. Das ist ein Drittel der erforderlichen und von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Zufuhr von 200 µg täglich. Schwangerschaft und Stillzeit lassen den Bedarf weiter ansteigen auf 230 bis 260 µg, hier liegen dann die Defizite bei 40 bis 50 Prozent, sofern keine Prophylaxe mit Iodtabletten erfolgt.
Iodmangel führt zunächst zum Verbrauch der Iodreserven in der Schilddrüse. Sind die Iodspeicher erschöpft, nimmt die Bildung der Schilddrüsenhormone ab. Es kommt zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Zu den sich hieraus ergebenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie allgemeine Schwäche, leichte Ermüdbarkeit, Gewichtszunahme und Obstipation kommen wachstumsfördernde Prozesse: Die Schilddrüse vergrößert sich, es entwickelt sich ein Kropf.
Die Betroffenen nehmen leichte bis mäßige Veränderungen oftmals nicht wahr - Atemnot und Schluckbeschwerden wie bei stark ausgeprägten Kröpfen treten hier nicht auf. Dennoch stellen auch schon leichte Veränderungen ein gesundheitliches Problem dar, denn aus lange bestehenden Iodmangelstrumen können sich kalte oder heiße Knoten entwickeln. Bei heißen Knoten kommt es zu unkontrollierter (autonomer) Schilddrüsenhormonproduktion mit Überfunktion (Hyperthyreose). Kalte Knoten erhöhen zwar nicht die Hormonspiegel, aber 3 bis 5 Prozent dieser Knoten verändern sich bösartig. Jährlich erkranken in Deutschland 2500 bis 3000 Menschen an Schilddrüsenkrebs.
Seit den 80er-Jahren wird auch in Deutschland Iodmangelprophylaxe betrieben. Diese beruht wie in den meisten Ländern mit Iodmangel vor allem auf dem Einsatz von Iodsalz (20 µg Iod in Form von Iodat pro Gramm Speisesalz). Um die Iodversorgung weiter zu verbessern, fordert der Arbeitskreis Jodmangel, Iodsalz in Privathaushalten, aber auch in der Nahrungsmittelindustrie vermehrt zu verwenden. Dafür müssten allerdings die Iodverordnungen der einzelnen EU-Staaten harmonisiert werden. Unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Ländern hinderten derzeit die Lebensmittelindustrie daran, Iodsalz in Nahrungsmitteln häufiger einzusetzen, so der Arbeitskreis Jodmangel.
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