BSE-Test kombiniert mit genetischem Fingerabdruck |
20.11.2000 00:00 Uhr |
An der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) sind inzwischen mehr als 20 Briten gestorben. Ihr Durchschnittsalter lag bei 29 Jahren, 31 Jahre niedriger als das Erkrankungsalter früherer CJD-Patienten. Der Erreger, das infektiöse Prionprotein (PrP), scheint sowohl innerhalb einer Art (Bluttransfusionen) als auch über Artgrenzen hinweg durch den Verzehr von Gehirn- und Lymphgewebe übertragbar zu sein. Daher wurden Forderungen laut, Rinder regelmäßig auf BSE zu testen - auch wenn Anfang der neunziger Jahre sicherlich wesentlich mehr Tiere an der Rinderseuche erkrankt waren als heute.
Bislang lassen nur wenige Metzger ihr Rindfleisch freiwillig auf BSE prüfen. Die Untersuchung kostet zwischen 60 und 100 DM, entsprechend einem zusätzlichen Kilopreis von etwa 30 Pfennigen. Ein Unternehmen, das Schlachtfleisch vom Rind auf infektiöse Prionproteine untersucht, ist die Eurofins Scientific in Garching bei München. Seit Anfang Oktober können dort eingeschickte Gehirnproben analysiert werden.
Das bayerische Unternehmen testet nicht nur mit einem immunologischen Nachweis auf das BSE-spezifische Prionprotein, sondern erstellt auch eine DNA-Analyse, den so genannten DNA-Fingerprint. Der biochemische Nachweis wurde von dem Schweizer Unternehmen Prionics entwickelt und von der EU-Kommission neben zwei weiteren Tests inzwischen als europaweiter BSE-Test zugelassen. Da ein genetischer Fingerabdruck für jedes Tier einzigartig ist, ermöglicht die zusätzliche DNA-Bestimmung, jedes Fleischerzeugnis bis zum Ursprungstier zweifelsfrei zurückzuverfolgen.
Die Ergebnisse beider Tests werden in einer Datenbank in kodierter Form gespeichert und können bei späteren Anfragen zur Herkunft des Rindes abgerufen werden.
Die gesamte Untersuchung dauert sechs bis acht Stunden und kann in den normalen Ablauf einer Schlachtung eingebunden werden. Eine Probe des Stammhirns wird dazu im Schlachthaus durch den Rückenmarkskanal entnommen und in einem Probengefäß verschickt.
Im Münchener Speziallabor werden 0,5 g des Hirngewebes homogenisiert und mit Verdauungsenzymen zersetzt. Da nur das normale Prionprotein durch Proteasen abgebaut wird, verbleibt ausschließlich das Prionprotein in der Probe. In einem anschließenden immunologischen Nachweis bindet das isolierte Prionprotein an einen Antikörper, der an photoaktive Enzyme gekoppelt ist und nach Zugabe bestimmter Reagenzien Licht erzeugt.
Doch "BSE-gestestet" muss nicht immer "BSE-frei" bedeuten. Nach einem Bericht des ARD-Morgenmagazins können die drei zur Verfügung stehenden Schnelltests den Erreger nur in stark durchseuchten Geweben nachweisen. Untersuchungen dieser Art lieferten nach Meinung einiger Wissenschaftler nur bei älteren Rindern, die mindestens zweieinhalb Jahre alt sind, ein zuverlässiges Ergebnis. Da zwei Drittel der geschlachteten Rinder jünger als zwei Jahre sind, hätten die Tests nur eine begrenzte Aussagekraft, kritisieren sie.
Ein BSE-Test für lebende Tiere sei vorerst nicht zu erwarten, erklärte Dagmar Heim, Mitglied der BSE-Adhoc-Gruppe, am Montag im ARD-Morgenmagazin. Ab Januar sollen die BSE-Schnelltests flächendeckend bei allen verendeten und notgeschlachteten Tieren angewendet werden. Ab Juli 2001 ist eine Ausweitung auf alle Schlachtrinder geplant, die älter als zwei Jahre sind, so die Empfehlungen der EU-Agrarministerkonferenz in Brüssel am vergangenen Montag. Tiermehl darf bereits seit einem Jahr nicht mehr an Wiederkäuer verfüttert werden. Ob das Verbot auch auf Schafe, Ziegen, Fische und Geflügel ausgeweitet wird, ist zurzeit noch Gegenstand des Veterinärausschusses. Weitere Informationen zu BSE bietet die Verbraucherzentrale NRW montags bis freitags zwischen neun und 19 Uhr unter der Hotline-Nummer 0 18 05/ 900 099.
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