Haut- und Nagelmykosen werden unterschätzt |
11.11.2002 00:00 Uhr |
von Gisela Dietz, Berlin
Von den rund sechs Millionen Diabetikern in Deutschland leidet fast jeder Fünfte an einem diabetischen Fußsyndrom. Jährlich kommt es zu etwa 25.000 Amputationen. Neben den vorrangigen Problemen wie neuropathisches Ulcus und Gangrän leiden viele der Betroffenen auch unter schweren Haut- und Nagelmykosen.
Dieses Problem werde immer noch unterschätzt, erklärte Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz von der Hautklinik der Charité auf einer Presseveranstaltung Mitte Oktober in Berlin. Nach seinen Erfahrungen sind Mykosen bei Diabetikern häufiger, verlaufen ausgedehnter und schwerer. Begünstigt werden sie durch ein diabetisches Fußsyndrom.
Die betroffenen Patienten leiden unter Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen. In Folge kann es zu Gewebezerstörungen und zu sich ausbreitenden Geschwüren kommen. Da sich Dermatophyten bei relativ niedrigen Temperaturen vermehren (unter 37 Grad Celsius), sind die kalten, spröden, oft bewegungsarmen Füße der Diabetiker ein idealer Nährboden für die Pilze. Dazu kommen geschwächte Abwehrkräfte durch geschädigte Phagozyten und das gestörte Empfinden der Patienten für Juckreiz. Da die Hautläsionen außerdem ideale Eintrittspforten für Keime sind, können aus den anfangs harmlosen Mykosen schwere Infektionen entstehen, die lebensbedrohliche Formen annehmen und zur Amputation führen können.
Daher sind nach Auskunft von Professor Tietz Pilzinfektionen bei
Diabetikern keine Bagatellen, sondern ernst zu nehmende und
therapiepflichtige Erkrankungen, die schon im Anfangsstadium dringend
behandelt werden müssen. Es sei sogar überlegenswert, bislang nicht als
Diabetiker aufgefallene Patienten, die unter einer hartnäckigen Mykose
leiden, auf erhöhten Blutzucker zu untersuchen.
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