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Kaffee doch kein Flüssigkeitsräuber

18.10.2004  00:00 Uhr

Kaffee doch kein Flüssigkeitsräuber

von Christina Hohmann, Eschborn

Kaffee entzieht dem Körper Wasser, statt ihm welches zuzuführen, lautet die gängige Lehrbuchmeinung. Doch neue Studien widerlegen dies: Ihnen zufolge hat Kaffee keine negativen Folgen für den Flüssigkeitshaushalt.

„Die Annahme, dass Kaffee nicht zur Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs beiträgt, ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, meldet die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik. Der Rat, zu jeder Tasse Kaffee ein Glas Wasser zu trinken, wie vor allem in südlichen Ländern üblich, sei wissenschaftlich nicht haltbar. Die Gesellschaft beruft sich hierbei auf eine Studie zum Einfluss koffeinhaltiger, koffeinfreier, kalorienhaltiger beziehungsweise energiefreier Getränke auf den Flüssigkeitshaushalt untersuchte. Hierfür analysierten Forscher um Ann C. Grandjean vom International Center for Sports Nutrition in Nebraska den 24-Stunden-Sammelurin von 18 Freiwilligen. Wie die Wissenschaftler feststellten, unterschied sich der 24-Stunden-Sammelurin der Probanden, die über mehrere Tage identische Mengen verschiedener Getränke zu sich genommen hatten, weder im Volumen noch in der Osmolalität oder der Elektrolytgehalt. Die verschiedenen Getränke unterschieden sich in ihrer Wirkung auf den Flüssigkeitshaushalt nicht signifikant, und Kaffee habe keinen negativen Einfluss auf die Flüssigkeitsbilanz, berichten die Forscher im Journal of American Nutrition (1).

Zum selben Ergebnis kam auch eine weitere Untersuchung, die Studien zum Einfluss von Kaffee und koffeinhaltigen Getränken auf den Wasserhaushalt aus den Jahren 1969 bis 2002 analysierte (2). Die Auswertung ergab, dass die üblicherweise getrunkene Menge an koffeinhaltigen Getränken keine bedeutende diuretische Wirkung habe. Nur bei Dosen um 250 bis 300 mg Koffein war die Urinproduktion bei Personen, die über mehrere Tage keine koffeinhaltigen Getränke konsumiert hatten, geringfügig erhöht. Bei regelmäßigen Kaffeetrinkern trat eine verstärkte Urinproduktion erst ab einer Dosis über 300 mg Koffein auf, was etwa vier Tassen Kaffee entspricht.

Regelmäßiger und gleichmäßiger Kaffeekonsum beeinflusse den Flüssigkeitshaushalt allein durch die mit dem Kaffee aufgenommene Flüssigkeitsmenge, schlussfolgert auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrer Veröffentlichung „Bedeutung von Kaffee für den Flüssigkeitshaushalt“. Bei einmaligem Genuss kleiner Mengen von Kaffee reichten 24 Stunden aus, um die einmalige diuretische und natriuretische Wirkung des Koffeins durch Kompensationsmechanismen auszugleichen. In der Flüssigkeitsbilanz sind koffeinhaltige Getränke wie jedes andere Getränk anzurechnen, meldet die DGE weiter.

Die neuen Untersuchungen unterscheiden sich von alten Studien insofern, als sie realistische Koffeindosen verwenden und die Probanden vor der Untersuchung nicht über Wochen auf den Kaffeekonsum verzichten mussten.

 

Literatur

  1. Grandjean, A. C., et al., The Effect of Caffeinated, Non-Caffeinated, Caloric and Non-Caloric Beverages on Hydration. Journal of the American College of Nutrition, 19 (2000) 591-600.
  2. Maughan, R. J., Griffin, J., Caffein ingestion and fluid balance: a review. Journal of Human Nutrition an Dietetics, 16 (2003) 411-420.

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