Befremdliche Diskussion um CITA |
19.07.1999 00:00 Uhr |
Immer wieder ist im Zusammenhang mit dem Narkoseentzug von der "kommerziellen CITA-Methode" die Rede. CITA (Centro de Investigacion y Tratamiento de Adicciones) sei eine Organisation, die "extravagante Behauptungen über die Effektivität des Narkoseentzugs und der nachfolgenden Naltrexon-Behandlung" aufstelle, schreibt Colin Brewer in einem Abstract. Auf der Pressekonferenz anläßlich eines internationalen Symposiums zum Narkoseentzug in Berlin hieß es, CITA halte ein Patent und verkaufe Lizenzen für eine bestimmte Variante des Narkoseentzuges. Das Verfahren sei geheim und werde in der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht diskutiert. Auch in Deutschland würde nach dieser Methode gearbeitet.
Hielte das Verfahren in Europa ein Patent, könnte es nicht geheim sein, da Patente veröffentlicht werden. Nach einer Kurzrecherche der Pressestelle des Europäischen Patentamtes in München ist die CITA-Methode dort nicht bekannt. Derjenige, dem nachgesagt wird, er arbeite in Deutschland danach, weist dies als Verleumdung von sich. Er habe seine eigenen Methoden evaluiert und veröffentlicht. Er kenne diese Methode nicht und er wisse niemanden in Deutschland, der danach arbeite.
Der Narkoseentzug ist teuer. Er kostet rund 10 000 Mark. Eine Zeitlang war das Verfahren daher Kindern reicher Eltern vorbehalten. Inzwischen bezahlen einzelne Krankenkassen zum Teil dafür, in Berlin beispielsweise an der Charité und am Jüdischen Krankenhaus. Ob der Streit also nur um wissenschaftlichen Ruhm oder auch um Geld geht, ist nicht klar. Klar ist aber, daß die CITA-Methode nur für einen Bruchteil der Opiatabhängigen in Frage kommt. Diese stellten wiederum nur einen Bruchteil aller Süchtigen dar, betonte Professor Dr. Walter Zieglgänsberger, München. Auf 40 000 Alkoholtote und 110 000 Nikotintote jährlich kämen "nur" 1700 Drogentote.
© 1999 GOVI-Verlag
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