Schmerzen sind messbar |
24.06.2002 00:00 Uhr |
von Stephanie Czajka, Berlin
Ein bisschen genauer als "heute tut es besonders weh" sollte die Schmerzmessung schon sein. Daher starteten die Deutsche Schmerzliga und die Deutsche Schmerzgesellschaft die "Initiative Schmerz messen", die sie vergangene Woche auf einer Pressekonferenz der Firma Mundipharma in Berlin vorstellten.
Teil der Aufklärungskampagne ist ein Aktionspaket, das neben einem Schmerztagebuch, Faltblatt und Plakat auch eine Schmerzskala enthält. Auf diesem zehn Zentimeter langen Schieber können Patienten die Schmerzstärke zwischen eins und zehn einstellen. "Der Betroffene transponiert subjektives Empfinden mittels einer Skala in eine visuelle Form", sagte Dr. Marianne Koch, Präsidentin der Deutschen Schmerzliga. Diese so genannte visuelle Analogskala wird in wissenschaftlichen Studien schon lange eingesetzt.
Nun soll die Aufklärungskampagne dazu beitragen, sie allen chronischen Schmerzpatienten und ihren Ärzten bekannt zu machen. Die Initiatoren der Kampagne halten dies für notwendig, da Ärzte die Schmerzstärke ihrer Patienten tendenziell unterschätzten. Eine finnische Studie an über 700 Patienten hatte gezeigt, dass Ärzte in 37 Prozent der Fälle die Schmerzen ihrer Patienten um zwei Ziffern geringer und in 20,5 Prozent der Fälle um vier Ziffern geringer einschätzen. Je stärker der Schmerz, desto mehr wichen Einschätzung von Arzt und Patient voneinander ab.
Einer EMNID-Umfrage zufolge ist die visuelle Analogskala zwar bei 90 Prozent der Ärzte bekannt, aber nur 42 Prozent setzen sie bei einigen ihrer Patienten zur Therapiekontrolle ein. Wie Professor Dr. Bernd Tischer von TNS EMNID Healthcare, berichtete, sei für die befragten Ärzte "die Intensität des Schmerzes für die Verordnung von Schmerzpräparaten das wichtigste Auswahlkriterium". Sie wird höher eingestuft als das Nebenwirkungsprofil der Medikamente und die Schwere der Grunderkrankung. Einer Befragung von über 700 Patienten mit chronischen Schmerzen zufolge hatten nur sechs Prozent jemals eine Schmerzskala benutzt. Im internationalen Vergleich sei die Verbreitung der Skalen in Deutschland sehr gering, sagte Tischer.
Interessierte können das Paket anfordern unter "Initiative
Schmerz messen", Postfach 1350, 65530 Limburg, oder unter der
Faxnummer (0 64 31) 70 12 92. Weitere Informationen gibt es unter www.schmerzmessen.de.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de