Mit Wasser Kalorien verbrennen |
24.05.2004 00:00 Uhr |
Um überflüssige Pfunde los zu werden, sollte man mehr Wasser trinken. Berliner Wissenschafter belegten in einer kleinen Studie, dass der Genuss von Wasser den Energieumsatz ankurbelt, wobei das sympathische Nervensystem involviert zu sein scheint.
Schon lange wird in der Erfahrungsmedizin behauptet, dass überflüssige Pfunde allmählich purzeln, wenn man seinem Körper das in ausreichenden Mengen zuführt, was er besonders braucht: Wasser. Wasser ist daher zu einem wichtigen Bestandteil vieler Diäten geworden. Doch auf die Frage warum und wie Wasser das Abspecken begünstigt, gibt es bislang kaum rationale Antworten.
Nun kamen Wissenschaftler um Dr. Michael Boschmann vom Clinical Research Center der Berliner Franz-Volhard-Klinik in einer Studie dem Phänomen auf die Spur. Demnach aktiviert Wasser über bestimmte Bindungsstellen im Körper das sympathische Nervensystem und sorgt so für einen höheren Energieumsatz.
Ähnlich wie bei der Nahrungsaufnahme bildet sich auch beim Wassertrinken Wärme im Körper, die sofort abgegeben wird. Ein Effekt, den man als Thermogenese bezeichnet. In ihrer Berliner Studie ließen Boschmann und Kollegen nun 14 Normalgewichtige einem halben Liter Wasser trinken und untersuchten diesen Effekt. Innerhalb von zehn Minuten stieg bei den Testpersonen der Energieumsatz und erreichte nach 30 bis 40 Minuten sein Maximum, insgesamt wurde er dabei um 30 Prozent gesteigert. Zwei Liter Wasser am Tag, also die empfohlene Trinkmenge, verbrauchen laut der Untersuchung rund 400 kJ, das heißt 95,5 kcal.
Übers Jahr gesehen könnte man allein durch Wassertrinken bis zu drei Kilogramm Fett verlieren, wobei kaltes Wasser den Energieverbrauch am stärksten ankurbelt. Denn nach den Studienergebnissen resultieren 40 Prozent des thermogenetischen Effekts allein aus dem Erwärmen des 22 °C warmen Wassers auf Körpertemperatur. Dabei ist die Stoffwechselaktivität je nach Geschlecht unterschiedlich. Während bei Frauen die Energie durch Oxidation von Kohlenhydraten geliefert wird, steht bei Männern die Fettverbrennung im Vordergrund, und zwar hauptsächlich im Muskel und weniger im Fettgewebe.
Beta-Rezeptoren als Vermittler
Schon lange hatte das Team um Boschmann das sympathische Nervensystem (SNS) im Blick, dessen Hauptaufgabe darin besteht, den Körper auf eine Aktivität vorzubereiten und den dazu nötigen Energieverbrauch anzuregen. Typische Zeichen für ein aktives SNS sind ein beschleunigter Herzschlag, schnelle Atmung und erhöhter Blutdruck, wobei die Muskeln von Herz und Lunge ihr Signal über Beta-Rezeptoren erhalten. „Aus klinischen Beobachtungen wissen wir, dass bei Patienten mit einem versagenden autonomen Nervensystem Wasser wahre Wunder wirkt. Solchen Menschen wird beim Aufstehen normalerweise schwarz vor Augen. Trinken sie vorher Wasser, steigt der Blutdruck und sie können problemlos das Bett verlassen,“ so Boschmann.
Das ließ die Ernährungsmediziner vermuten, dass die Wirkung von Wasser über das SNS vermittelt wird. Um dies zu ergründen, verabreichten sie den Testpersonen den Betablocker Metoprolol vor dem Trinken, wodurch der thermogenetische Effekt ausblieb. Damit sind sich die Forscher sicher, dass Wassertrinken über eine zumindest teilweise Aktivierung des SNS Energie verbraucht. Ob sich dies bei der Behandlung von Übergewicht nutzen lässt, bezweifelt Boschmann allerdings: „Bei einigen Übergewichtigen, so die Datenlage, scheint das SNS nicht richtig zu funktionieren.“ Als gesichert gilt aber, Wasser gegenüber Softgetränken vorzuziehen. Und möglicherweise wird der Wassereffekt bei künftigen Diätplanungen mit berücksichtigt werden müssen.
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