Pharmazeutische Zeitung online

Wärme als Acht-Stunden-Therapie

05.04.2004  00:00 Uhr
Rückenschmerzen

Wärme als Acht-Stunden-Therapie

von Elke Wolf, Frankfurt am Main

Wärme gegen Rückenschmerzen – das klingt nicht eben neu. Innovativ ist allerdings eine Technologie, mit der eine spezielle Auflage Langzeit- und Tiefenwärme ins Gewebe bringt und dadurch Schmerzen lindert. Das Medizinprodukt ThermaCare® wurde am Rande des Deutschen Schmerztages in Frankfurt am Main vorgestellt.

Rotlicht, Heizkissen, Vollbad oder Wärmepflaster: Es gibt viele Möglichkeiten, dem Rückenschmerz mit Wärme zu Leibe zu rücken. Diese klassischen Formen der Wärmebehandlung haben jedoch einen gemeinsamen Pferdefuß: Der betroffene Bereich wird nur ungleichmäßig, kurzfristig und damit nicht tiefgehend erwärmt. Wirkungsvoll wäre jedoch eine gezielte, kontinuierliche Zufuhr thermischer Energie gegen den Schmerz.

Eine eindeutige Ursache lässt sich bei Rückenschmerzen meist nicht ausmachen. Die Hauptrolle scheinen muskuläre Verspannungen und Beeinträchtigungen der dabei beteiligten Nervensysteme zu spielen, sagte Dr. Jan-Peter Jansen, Berlin. Um den Teufelskreis aus Muskelverkrampfungen, dadurch bedingte Zellschädigung wegen Sauerstoffmangels, Schmerzen und damit einhergehende weitere Verspannung zu durchbrechen, ist der Einsatz von Wärme ein probates Mittel: Denn nach der so genannten Gate-Control-Theorie konkurrieren die Wärme- mit den Schmerzreizen. Wird Wärme zugeführt gelangen daher weniger Schmerzsignale ins Gehirn. Zugleich wird die reflexbedingte Muskelverkrampfung vermieden. Außerdem fördert thermische Energie die Durchblutung des Muskelgewebes – Schmerzstoffe werden dadurch schneller abtransportiert, Sauerstoff und Nährstoffe gelangen rascher zum Entzündungsort und fördern dort die Geweberegeneration.

Das neue Medizinprodukt liefert unabhängig vom Aufenthaltsort des Patienten eine therapeutische Wärme von konstant 40° C über mindestens acht Stunden, sagte Dr. Klaus Abendroth, Jena. Einmal auf die Haut geklebt, kann der Patient seiner normalen Tätigkeit nachgehen und ist nicht an Heizkissen oder ähnliches gebunden. Ab 1. April vermarktet die Firma Procter & Gamble die Wärmeauflage apothekenexklusiv. Sie ist in drei verschiedenen Größen erhältlich, die davon abhängen, gegen welche Schmerzen die Auflage wirken soll – gegen Kreuzschmerzen oder muskuläre Schmerzen zum Beispiel an Schulter, Nacken, Arm, Bein oder gegen Menstruationsschmerzen.

Heilsame Rostungsprozesse

Das Prinzip ist simpel, aber raffiniert: In die Auflage ist eine Mischung aus Eisenpulver, Wasser und speziellen Zusatzstoffen eingearbeitet. Nach Öffnung der Verpackung gelangt Luftsauerstoff über die Poren in das Auflageninnere und löst dort eine kontrollierte Oxidation, also letztlich einen Rostungsprozess aus, der Wärme freisetzt. Dabei regeln die abgestimmte Menge der Zusatzstoffe und die definierte Porengröße sowohl Dauer als auch Intensität der Wärmeabgabe – mindestens acht Stunden konstant 40° C an allen Stellen der Auflage. Anwendungsbeobachtungen zeigen, dass die Patienten die thermische Energie während der gesamten Tragedauer als angenehm empfinden und die Auflage gut hautverträglich ist.

Erst wenn das System mit der Haut in Kontakt kommt, heizt es sich auf 40° C auf. Dadurch verbessert sich nicht nur die Durchblutung an der Hautoberfläche, wie bei den herkömmlichen Verfahren der Wärmeanwendung, sondern auch in tiefen Gewebeschichten. Erst zu einem Zeitpunkt, an dem die übliche kurzzeitige Wärmezufuhr schon wieder beendet ist, kommt diese Gewebserwärmung richtig zum Tragen.

Oralen Analgetika vergleichbar

Abendroth stellte Untersuchungen vor, nach denen die Anwendung dieses Systems herkömmlichen Wärmepflastern überlegen ist. Die Inhaltsstoffe der Pflaster stimulieren bestimmte Hautrezeptoren, was die Durchblutung der Haut ankurbelt und damit als warm empfunden wird. In tieferen Gewebeschichten werde die Durchblutung jedoch nicht angeregt, so Abendroth. Demgegenüber erwärme das neue Produkt auch diesen Bereich um etwa 1° C.

Auch den Vergleich mit oralen Analgetika müsse die neue Wärmeauflage nicht scheuen, sagte der Rheumatologe. Sie wirke mindestens ebenso gut. Das zeigten zumindest die Ergebnisse einer placebokontrollierten klinischen Studie mit 371 Patienten, die an akutem unspezifischen Rückenschmerz litten. Die Probanden bekamen entweder eine Wärmeauflage am Tag, Ibuprofen (maximal 1200 mg/d) oder Paracetamol (maximal 4000 mg/d). Den Therapieerfolg quantifizierten die behandelnden Ärzte anhand einer Fünf-Punkte-Skala über die Parameter Schmerzlinderung, Muskelverhärtung, seitliche Rumpfbeweglichkeit und Funktionseinschränkung. Die Wirksamkeit wurde an zwei Therapie- und zwei Nachbeobachtungstagen bestimmt. Die lokale Behandlung mit dem Wärmeumschlag linderte die Schmerzen der Patienten stärker als die beiden Analgetika, berichtete Abendroth. Außerdem hielt nach zwei- bis dreitägiger Anwendung der Auflage die Linderung von Schmerz und Muskelverspannung noch mindestens bis zu 48 Stunden an. Top

© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa