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Sodbrennen fördert Asthma

03.04.2000  00:00 Uhr

-MedizinGovi-Verlag

Sodbrennen fördert Asthma

von Stephanie Czajka, Berlin

Sodbrennen kann Asthma auslösen oder verstärken. Fragen aus dem Publikum brachten diese Erkenntnis auf einer Podiumsdiskussion zum Thema Allergien und Asthma in Berlin an die Öffentlichkeit. Die Veranstaltung des Tagesspiegels war mit über 700 Zuhörern so gut besucht wie keine zuvor. Die vielen detaillierten Fragen zeigten vor allem eines: Der Wunsch nach Information und Beratung ist beim Thema Asthma und Allergien enorm hoch.

Der Zusammenhang von Asthma und Sodbrennen sei noch nicht lange bekannt, sagte Professor Dr. Hartmut Lode, Lungenfacharzt der Klinik Heckeshorn in Berlin. Zwei Mechanismen spielten eine Rolle: Die Säure im Ösophagus erhöht den Vagus-Tonus, was wiederum zur Bronchokonstriktion führt. Außerdem können kleinste Säuremengen eingeatmet werden und so einen Anfall auslösen. Ungefähr ein Fünftel aller Asthmatiker leide zusätzlich unter Sodbrennen, sagte Lode. Bei Patienten mit nicht-allergischem Asthma liege der Anteil sogar noch höher. Lode empfahl in jedem Fall, den Reflux intensiv vom Facharzt behandeln zu lassen. Das Asthma werde nicht notwendigerweise völlig verschwinden, könne sich aber bessern.

Auch ein Heuschnupfen, selbst wenn er nicht besonders schlimm ist, sollte nach Lodes Ansicht behandelt werden. Denn ein Drittel der Patienten mit Heuschnupfen werde wegen einer Überempfindlichkeit der Lunge zu Asthmatikern. Leichter bis mäßiger Heuschnupfen wird lokal mit antiallergischen Nasensprays und Augentropfen behandelt. Gegen stärkere Symptome kann ein Cortison-Anteil hilfreich sein. Eine Hyposensiblisierung sei nur bei einer Allergie gegen maximal drei bis vier Komponenten sinnvoll. Die Allergene müssten zudem genau bekannt sein, ergänzte Lode. Auch Patienten mit saisonalen Allergien sollten ganzjährig über mindestens drei Jahre hyposensibilisiert werden. Wer erst im Alter statt des Heuschnupfens ein Asthma entwickelt, braucht nicht unbedingt nach Allergenen zu suchen. Wahrscheinlicher ist, dass die Lunge überempfindlich geworden ist, so dass zum Beispiel Infektionen Luftnot oder Husten auslösen können.

Ein Drittel aller Asthmatiker nehme zusätzlich Psychopharmaka ein, sagte Professor Dr. Hans-Christian Deter vom Universitätsklinikum der Freien Universität Berlin. Zuviel Angst verschlimmert ein Asthma ebenso wie zuwenig Angst. Den richtigen Umgang mit den Medikamenten zu lernen, sei daher Basis jeder Therapie. Deter empfahl vor allem bei Kindern früh mit Schulungen zu beginnen, damit sich die Angst vor der Krankheit gar nicht erst festsetze.

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