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Die meisten impfen vorschriftsmäßig

05.03.2001  00:00 Uhr

UMFRAGE

Die meisten impfen vorschriftsmäßig

von Ulrich Brunner, Frankfurt am Main

Über 95 Prozent aller Kinderärzte in Deutschland halten sich an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Grünen Kreuzes aus Marburg bei knapp 900 Pädiatern.

Ziel der im Januar 2001 gestarteten Umfrage war es, Wissensstand und Einstellung der Mediziner zu Impfungen, aber auch die geschätzten Inzidenzraten von nicht invasiven Erkrankungen in der Bundesrepublik abzufragen. Dazu interviewte die Organisation per Telefon 896 Kinderärzte und 110 Allgemeinmediziner aus dem gesamten Bundesgebiet.

91,6 Prozent der Kinderärzte und 45,1 Prozent der Allgemeinmediziner gaben an, routinemäßig alle Säuglinge und Kleinkinder gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib) zu impfen. Die meisten Ärzte berichteten zudem von guten Erfahrungen mit der Vakzine. Deutlich niedriger fielen die Zahlen allerdings bei der Pneumokokken-Impfung aus. Hier erklärten nur 32,8 Prozent der Pädiater, dass sie den Polysaccharid-Impfstoff in ihrer Praxis verwenden. Die Mediziner impften laut eigenen Angaben meist nur Kinder mit Risikofaktoren wie Immunschwäche, Herzkreislauf-Erkrankungen oder Mukoviszidose. Die Ärzte kennen die STIKO-Empfehlungen also recht gut, interpretiert Dr. Sigrid Ley vom Grünen Kreuz das Ergebnis.

Eine Überraschung ergab die ermittelte Altersverteilung der Impflinge. Nach Angaben der Pädiater waren 16 Prozent der Kleinkinder, die gegen eine Pneumokokken-Infektion geimpft wurden, noch keine zwei Jahre alt. Die bis vor kurzem verfügbaren Impfstoffe sind aber erst ab dem zweiten Lebensjahr zugelassen, da sie vorher nicht wirken.

Interessant sind auch die Ergebnisse zur geschätzten Häufigkeit nicht invasiver Pneumokokken-Erkrankungen. Hierzu liegen bundesweit keine amtlichen Zahlen vor, da das Überwachungssystem nur invasive Fälle erfasst. Die meisten Pädiater (25 Prozent) berichteten von 100 bis 300 Mittelohrentzündungen pro Jahr in ihrer Praxis. 17,3 Prozent hatten innerhalb eines Jahres sogar über 1000 kleine Patienten mit einer Otitis media behandelt.

50 Prozent der Pädiater schätzen zudem, dass Pneumonien bei ihnen häufiger als 50-mal pro Jahr auftreten. Die Meningitis gehörte dagegen in den Arztpraxen eher zu den selteneren Erkrankungen. Die meisten Ärzte berichteten von gar keinen oder ein bis zwei Fällen pro Jahr.

Ein besonders positives Ergebnis der Umfrage: 95,6 Prozent der Pädiater und 95,9 Prozent der Allgemeinärzte halten sich an die STIKO-Empfehlungen. Lediglich 3,5 Prozent der Befragten gaben an, sich nicht nach dem Rat der Kommission zu richten. Von genauso positiven Zahlen berichtet das Grüne Kreuz auch bei der Akkzeptanz von neuen Impfstoffen. Deutlich über 90 Prozent aller Interviewten würden neue Vakzinen anwenden, sollte die STIKO sie als Routineimpfung empfehlen. Von den 59 Ärzten, die nicht dazu bereit sind, die Neuerungen der STIKO in ihrer Praxis umzusetzen, gaben allerdings 16,9 Prozent an, sowieso nicht routinemäßig zu impfen.

 

Die aktuellen Empfehlungen der ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin (STIKO) finden Sie im Internet unter www.rki.de/GESUND/IMPFEN/STIKO/STIKO.HTM. Top

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