Darmkrebs von seinen Tabus befreien |
24.02.2003 00:00 Uhr |
Mit großem Medienaufgebot initiiert die Felix-Burda-Stiftung im März den zweiten deutschen Aktionsmonat zur Darmkrebsprävention. Unter dem Motto „Gesund durch Früherkennung“ wollen Prominente, Gesundheitsinitiativen und Unternehmen die Bevölkerung für die Vorbeugung interessieren. Die Apotheker sind aktiv eingebunden.
Derzeit erkranken in Deutschland jährlich circa 57.000 Menschen an Darmkrebs, etwa 30.000 sterben daran. Doch viele scheuen die Vorsorgeuntersuchung, besonders die Darmspiegelung. Dass sich dies bitter rächen kann, wissen sie nicht. „Bei einer frühzeitigen Diagnose besteht eine fast hundertprozentige Heilungschance. Dies wollen wir ins Bewusstsein der Menschen tragen“, beschreibt die Präsidentin der Felix-Burda-Stiftung, Dr. Christa Maar, das Ziel des Aktionsmonats.
Darmkrebs sei in der Gesellschaft immer noch mit vielen Tabus belegt, oft mit tödlichen Folgen. „Dies wollen wir mit allen Mitteln ändern.“ Dazu hat Maar, die ihren Sohn durch Darmkrebs verlor, eine große Zahl von Kooperations- und Netzwerkpartnern, viele Prominente und große Unternehmen für ihre Initiative gewonnen. Die Deutsche Krebshilfe und die Krebsgesellschaft, die Gastroliga und die Stiftung LebensBlicke sind ebenso mit im Boot wie die Gesundheitsministerien von Bayern und Baden-Württemberg, Ärzte- und Apothekerorganisationen.
Bundesweite Aktionen
Den Schwerpunkt wird eine bundesweite Aufklärungskampagne mit Anzeigen in allen Burda-Medien und einer Unterhaltungsshow im Fernsehen am 18. April bilden, erklärte Maar vor Journalisten in München. Im letzten Jahr wurden mit den Aktionen rund 300 Millionen Leser und 17 Millionen Zuschauer erreicht; in diesem Jahr sollen es deutlich mehr werden, zumal der „Darmkrebsmonat März“ erstmals auch in Österreich und der Schweiz veranstaltet wird. Mitte März werden Aktionstage „Aktiv gegen Darmkrebs“ in sieben bayerischen Städten stattfinden. Diese sind Teil der Gesundheitsinitiative „Bayern aktiv“, für die das bayerische Gesundheitsministerium in den kommenden drei Jahren fast 20 Millionen Euro investieren will, berichtete Ministerialdirektor Günter Schuster.
Aufklärung und Information sind auch für den Münchner Gastroenterologen Dr. Berndt Birkner oberstes Gebot. Hier sieht er eine wichtige Aufgabe für Haus- und Fachärzte, aber auch für Apotheker. Die beteiligen sich gerne an der Aktion der Burda-Stiftung, bestätigte der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, Johannes M. Metzger, denn: „Früherkennung ist die beste Waffe gegen Darmkrebs“. Apotheker haben intensiven Kontakt zu Patienten und Kunden, bieten ein niederschwelliges Informationsangebot auch für heikle Themen, können Adressen von Selbsthilfegruppen vermitteln und über Ernährung und gesunden Lebensstil beraten, fasste er die Leistungen der öffentlichen Apotheken zusammen. Erstmals bieten sie einen immunologischen Test auf okkultes Blut im Stuhl an, den der Kunde auch zu Hause selbst machen kann. Info-Broschüren und Plakate sollen auf die Früherkennung aufmerksam machen.
Warum beteiligen sich Prominente an der Aktion? Dr. Maria Furtwängler, Ärztin und Schauspielerin, führt die Vorbildfunktion an, die Stars für viele Menschen haben. Die Kampagne solle helfen, Vorbehalte und Ängste abzubauen. Man könne den Menschen klarmachen, dass das Angebot der Vorsorgeuntersuchung ein Luxus unserer Gesellschaft sei, den frühere Generationen nicht hatten. „Wir wollen eine Kultur für die Früherkennung schaffen“, gibt Fernsehmoderatorin Nina Ruge als Ziel an.
Screening-Koloskopie wird bezahlt
Eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz eines Screenings haben die Kostenträger geschaffen. Seit Oktober 2002 gelten bundesweit neue Richtlinien für die Darmkrebs-Früherkennung. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten einer Koloskopie für Menschen ab 56 Jahren, auch wenn keine konkreten Hinweise auf eine Erkrankung vorliegen. Eine zweite Screening-Untersuchung wird nach zehn Jahren bezahlt.
Zudem wurden die Qualitätsanforderungen an die Ärzte erhöht. Neben dem Nachweis einer ausreichenden Zahl von Darmspiegelungen pro Jahr gehört auch ein Hygiene-TÜV dazu. Denn dass die hygienische Qualität der Endoskopie nicht immer zum Besten steht, haben zwei Studien im vergangenen Jahr gezeigt. Inzwischen haben mehr als 300 bayerische Vertragsärzte, die derzeit eine Genehmigung zur Abrechnung einer Koloskopie haben, den Hygienenachweis voll erbracht und dafür das Zertifikat erhalten, berichtete Martin Eulitz, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.
Alle Menschen erreichen
Die Aufklärung soll nicht mit Ablauf des Monats März enden. „Prävention ist immer ein Thema. Wir wollen nicht eine spezielle Risikogruppe, sondern alle Bürger erreichen und zur Früherkennung motivieren“, sagt Maar. Die Felix-Burda-Stiftung hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie will die Sterberate bei Darmkrebs in den nächsten Jahren mindestens halbieren.
News, Hintergründe und Termine zum Darmkrebsmonat März liefert die Internetsite www.darmkrebsmonat.de, die das bestehende Angebot der Felix-Burda-Stiftung www.darmkrebs.de ergänzt. Dieses Portal richtet sich vorwiegend an Risikogruppen, Patienten und Angehörige. Der bunte freundliche Auftritt soll das lebensbejahende Konzept der Aktion unterstreichen.
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