Schluckimpfung gegen Schlaganfall |
28.02.2000 00:00 Uhr |
Mit einer Schluckimpfung aus Genen möchten neuseeländische Forscher epileptische Anfälle verhindern und die Folgen eines Schlaganfalls mildern.
Ratten seien in Versuchen mit dieser Impfung vor Hirnschäden bewahrt worden, berichten Matthew During und seine Kollegen vom Jefferson Medical College in Auckland, Neuseeland, im Wissenschaftsmagazins Science (Band 287, Seite 1453) vom Freitag.
Nur zwei von neun Versuchstieren entwickelten den Angaben zufolge epileptische Symptome, bei den ungeimpften Kontrolltieren waren es dagegen 13 von 17. Auch gegen Schlaganfälle wirkte die Impfung: Sie konnte den Infarkt im Hirn zwar nicht verhindern, doch fanden die Forscher anschließend, dass das geschädigte Hirnareal um 70 Prozent kleiner war als bei den Versuchstieren ohne Behandlung.
Die Wissenschaftler verabreichten den Tiere Viren, in die ein Gen für einen bestimmten Abschnitt des NMDA-Rezeptors eingebaut ist. Dieser Glutamat-Rezeptortyp ist einerseits für die Informationsübertragung im Hirn wichtig. Andererseits spielt NMDA eine Schlüsselrolle beim Tod von Hirnzellen. In den geimpften Ratten setzten die Viren die Gene frei, die Tiere produzierten das NMDA-Rezptoreiweiß in ihrem Körper und entwickelten Antikörper dagegen.
Erhielten die Tiere danach eine Substanz, die epileptische Anfälle auslöst, konnten die Antikörper offenbar die Blut-Hirnschranke überwinden und den Rezeptor blockieren. So konnte er nicht mehr zum Absterben der Hirnzellen beitragen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die sonst fast undurchlässige Blut-Hirn-Schranke gerade da für Antikörper passierbar wird, wo Krankheitsprozesse stattfinden. So würden die Antikörper gezielt nur in die betroffene Hirnregion eindringen und sie schützen.
Die Impfung war mehrere Monate lang wirksam. Darin liegt jedoch auch das Risiko, so die Forscher. Denn wenn auch bei den Ratten keine negativen Effekte zu beobachten waren, seien doch langfristige unumkehrbare Schäden nicht auszuschließen. Erste klinische Versuche wollen die Wissenschaftler daher auch nicht mit Viren machen. Stattdessen sollen Schlaganfall-gefährdeten Patienten vorerst nur Antikörper gegen das Rezeptormolekül gespritzt werden - eine passive Immunisierung - um zu testen, ob die Methode auch beim Menschen wirkt.
© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de