Medizin


Inhalative Glucocorticoide gelten als Mittel der Wahl zur Behandlung
des moderaten bis schweren Asthma bronchiale. Bei Nichtansprechen der
Therapie besteht die Möglichkeit, die Steroiddosis zu erhöhen oder einen
ß2-Agonisten hinzuzunehmen. Die Langzeitauswirkungen der Gabe hoher
Dosen eines inhalativen Glucocorticoids sind unbekannt. Hinzu kommt der
relativ hohe Kostenaufwand. Ein Ausweg könnte die Kombination mit
Theophyllin sein.
Theophyllin wird in der Asthmatherapie seit über 50 Jahren eingesetzt. Aufgrund
seiner mangelnden antiinflammatorischen Eigenschaften und seiner im Vergleich zu
ß
2-Agonisten geringer ausgeprägten bronchodilatorischen Wirkung ist der Einsatz in
der Asthmatherapie momentan rückläufig. Nachteilig sind weiterhin die möglichen
unerwünschten Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und kardiale Arrhythmien.
Auf der anderen Seite konnte in Studien ein immunmodulatorischer Effekt von
Theophyllin gezeigt werden. Es inhibiert die späte Antwort auf eine
Allergenexposition mittels Hemmung der allergeninduzierten Migration von
Eosinophilen in die Lunge. Bei kurzer Anwendung gelang es weiterhin, durch Zugabe
von Theophyllin zu einer Therapie mit oralen oder inhalativen Glucocorticoiden die
Lungenfunktion zu verbessern.
In einer placebokontrollierten randomisierten Doppelblindstudie wurde untersucht,
inwieweit sich durch Hinzunahme von Theophyllin zur inhalativen
Glucocorticoidtherapie mit Budesonid bei Patienten, die auf niedrige Dosen nicht
genügend ansprechen, eine Dosiserhöhung des Steroids vermeiden läßt. Hierzu
erhielten insgesamt 62 Patienten entweder zweimal täglich 400 µg Budesonid
kombiniert mit (je nach Körpergewicht) 250 oder 375 mg Theophyllin oder 800 µg
Budesonid als Monotherapie. Die Behandlung lief über drei Monate.
Beurteilungskriterien eines Therapieerfolgs waren die Lungenfunktion, die
Asthmasymptome sowie die Menge des zusätzlich benötigten ß
2-Agonisten.
Beide Behandlungsalternativen führten zu einer Verbesserung der Lungenfunktion
während der gesamten Therapie. Die kombinierte niedrigdosierte Budesonid- und
Theophyllingabe ergab eine gegenüber der hochdosierten Gabe von Budesonid
signifikant verbesserte Vital- und Sekundenkapazität. In beiden Behandlungsgruppen
kam es zu einer ähnlichen Reduktion des Bedarfes an ß
2-Agonisten und zu einer
verminderten Variabilität der expiratorischen Peak-flow-Werte, die als Korrelat für
die bronchiale Hyperreagilibität und die Schwere des Asthmas gelten.
Unter der hochdosierten Budesonid-Gabe kam es zu einer signifikanten Reduktion
der Serumcortisol-Werte. Die mittlere Theophyllin-Serumkonzentration lag bei 8,7
µg/ml (therapeutischer Bereich 10 bis 20 µg/ml). Beide Behandlungsformen wurden
gut vertragen.
Bei Patienten mit moderatem Asthma, deren Symptome mit der alleinigen Gabe von
niedrigdosiertem Budesonid nicht beherrschbar sind, stellt die hinzunahme von
Theophyllin zu dem Therapieschema somit eine gute Alternative zur Erhöhung der
Budesoniddosis dar. Der Effekt von Theophyllin ließ sich dabei mit einer Dosis
erzielen, die unterhalb des therapeutischen Bereiches lag. Für die Kombination
spricht weiterhin, daß gegenüber der hochdosierten Gabe von Budesonid die
Therapiekosten geringer sind.
Quelle: Evans, D. J., et al., N. Engl. J. Med. 337 (1997),1412-1418.
PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden


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