Leben! Lieben! Schutz vor HIV! |
22.11.2004 00:00 Uhr |
Von den mehr als 40 Millionen Menschen, die weltweit mit dem HI-Virus leben, sind die Hälfte Frauen und Mädchen. So drehen sich in diesem Jahr die Aktionen zum Welt-Aids-Tag um die weiblichen Infizierten – unter dem Motto „Frauen, Mädchen, HIV und Aids“.
Seit 1988 begehen Menschen weltweit an jedem 1. Dezember den Welt-Aids-Tag, um sich solidarisch mit den Infizierten und Erkrankten zu zeigen und daran zu erinnern, dass das HI-Virus noch längst nicht besiegt ist: Nach Angaben der Aids-Organisation Unaids infizieren sich in jeder Minute acht Menschen neu mit dem Erreger, allein fünf Millionen im vergangenen Jahr. Hierzulande sind in 2003 noch rund 700 Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben.
In Deutschland leben laut Robert-Koch-Institut etwa 44.000 Menschen mit einer HIV-Infektion oder Aids, jeder fünfte von ihnen ist weiblich. Die Zahl der geschätzten HIV-Erstdiagnosen liegt in diesem Jahr bei etwa 2000 Personen (rund 400 Frauen) und ist damit das zehnte Jahr in Folge nahezu konstant geblieben, so Marion Caspers-Merk auf einer Pressekonferenz in Berlin zur diesjährigen Welt-Aids-Tags-Kampagne. Für Maßnahmen der Aids-Aufklärung stelle die Regierung auch in diesem Jahr mehr als neun Millionen Euro bereit, informierte die parlamentarische Staatssekretärin. Dass dieses Geld weiterhin gebraucht wird, machen die Ergebnisse der jährlich von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführte Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein“ deutlich: Immer weniger Deutsche verwenden Kondome in riskanten Situationen, wie bei Urlaubsbekanntschaften oder mehreren Sexualpartnern (siehe PZ 14/04).
„Auch bei uns gibt es gute Gründe, Frauen und Mädchen ins Zentrum des diesjährigen Welt-Aids-Tages zu stellen“, sagte Caspers-Merk. Laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums treffen die wirtschaftlichen Folgen von HIV und Aids sie besonders hart. Etwa die Hälfte der weiblichen Infizierten hat keinen Partner und lebt allein, jeweils ein Drittel bezieht Erwerbsunfähigkeitsrente oder Sozialhilfe. Darüber hinaus existieren weniger etablierte Strukturen, die Mädchen und Frauen stützen und unterstützen, als für Männer.
Laut der SPD-Politikerin sollten künftig zudem allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten werden, um Infektionen bei Neugeborenen und Kindern zu minimieren. Zwar ist die Ansteckung des Kindes bei den derzeit circa 250 infizierten Schwangeren mit den hier üblichen medizinischen Versorgungen eine Seltenheit, verglichen mit der Übertragungsrate von 15 bis 25 Prozent ohne Vorbeugungsmaßnahmen. Dennoch wurden laut Caspers-Merk in 2004 bereits 12 HIV-Infektionen bei Neugeborenen und Kindern diagnostiziert.
Erste gemeinsame Kampagne
Mit drei prominenten Schirmherrinnen starten die drei großen bundesweit
tätigen Aids-Organisationen – die BZgA, die Deutsche Aids-Hilfe und die Deutsche
Aids-Stiftung – in diesem Jahr erstmals eine gemeinsame Kampagne zum
Welt-Aids-Tag. Schauspielerin Hannelore Elsner, Moderatorin Bärbel Schäfer und
Pop-Sängerin Sandy wollen mit ihrem Motto „Wir wissen, was wir wollen: Lieben!
Leben! Schutz vor HIV!“ Frauen und Männern gleichsam Mut machen. „Es geht dabei
um den Mut, sich und den Partner zu schützen, und auch um den Mut, solidarisch
mit den Betroffenen zu sein“, so Schäfer. Frauen, die sozial, ökonomisch oder
kulturell benachteiligt sind, wollen die drei Botschafterinnen ermutigen, für
ihren Schutz zu sorgen und ihn von ihren Sexualpartnern einzufordern.
Schließlich bringen gerade Frauen, die sowohl aus sozialen als auch biologischen
Gründen infektionsgefährdeter sind, in Beziehungen, aber auch gegenüber ihren
Kindern immer noch häufiger das Thema Schutz und Verhütung zur Sprache als
Männer. Und auch, weil vor allem Frauen Aids-Kranke und HIV-Infizierte pflegen
ist ihnen der diesjährige Welt-Aids-Tag gewidmet.
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