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Absaugen statt operieren

08.11.2004  00:00 Uhr
Bandscheibenvorfall

Absaugen statt operieren

von Dagmar Knopf, Limburg

Bei einem Bandscheibenvorfall muss nicht immer operiert werden. Auch ein minimal-invasiver Eingriff kann den Druck auf Bandscheibe und Nerven mindern, zeigen Bonner Mediziner.

Ein Bandscheibenvorfall ist äußerst schmerzhaft. Drückt die Bandscheibe dabei auf Nervenwurzeln, kann dies neben den Schmerzen zu Lähmungen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln in Armen und Beinen führen. Bei vielen Bandscheibenvorfällen ist eine konservative Therapie mit mehrwöchiger Bettruhe, Wärme und Physiotherapie, kombiniert mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern und Muskelrelaxantien, erfolgreich. Werden die Schmerzen jedoch chronisch oder droht gar eine Lähmung, ist eine Entfernung der ausgetretenen Gallertmasse notwendig, was für den Patienten bisher eine Operation unter Vollnarkose bedeutete.

Eine neue nichtoperative Alternative zur Beseitigung des störenden Bandscheibengewebes wenden Mediziner des Universitätsklinikums Bonn. „Ist die Bandscheibe nur leicht vorgewölbt und der Faserring nicht gerissen, können wir die betroffenen Nerven auch nichtoperativ von dem peinigenden Druck befreien“, erläutert Oberarzt Dr. Clayton Kraft. Die Mediziner bedienen sich hierzu eines spiralförmigen Gerätes, das sie seiner Form wegen „Milchaufschäumer“ genannt haben.

Bei dem Nucleoplastie genannten Eingriff erhält der Patient lediglich eine örtliche Betäubung. Unter Röntgenkontrolle schieben die Ärzte eine Nadel genau in die Mitte der Bandscheibe und legen so einen Zugangskanal. „Da die Nerven nur Millimeter entfernt liegen, ist hier Maßarbeit von uns gefordert“, beschreibt Kraft die filigrane Arbeit. In diesen Kanal führen die Ärzte nun die lange Nadel eines Dekompressors ein, an deren Spitze sich ein Spiralgewinde befindet. Mit schnellen Drehungen schneidet die Spiralnadel in das Gewebe und saugt so bis zu einem Gramm Gallertmasse aus der Bandscheibe ab. Dabei wird die Drehungsrichtung der Nadel mehrmals verändert und die rotierende Nadel innerhalb der Bandscheibe auf und ab bewegt. Auf diese Weise schrumpft das umliegende Gewebe und es entsteht ein zentraler Hohlraum in der Bandscheibe, womit der Druck in der Bandscheibe und auf die Nerven gemildert wird.

Geeignet ist das minimal-invasive Verfahren allerdings nur bei Patienten, deren Bandscheibe nicht zu stark erniedrigt ist. Die Bandscheibenhöhe im normalen Röntgenbild sollte noch mindestens 75 Prozent der ursprünglichen Höhe betragen und die Bandscheibenvorwölbung nicht mehr als 30 Prozent des Querschnitts vom Rückenmarkkanal ausmachen. Darüber hinaus kann das Verfahren nur angewandt werden, wenn der den Gallertkern umgebende Faserring der Bandscheibe noch nicht gerissen ist. In diesem Fall hilft nur noch eine Operation.

Die Vorteile der Nucleoplastie gegenüber einer Operation sind die kurze Behandlungsdauer von nur 20 bis 30 Minuten und eine ebenso kurze Nachbehandlungszeit von nur ein bis zwei Tagen, in denen sich der Patient schonen sollte. Danach sind leichte körperliche Arbeiten bereits wieder möglich. Mit schwerer körperlicher Arbeit muss der Patient allerdings etwa zwei bis drei Wochen wieder warten. Zu Beginn der Arbeitsaufnahme kann das vorübergehende Tragen einer entsprechenden Rückenstützbandage hilfreich sein. Top

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