Fraglicher Effekt von Alkohol |
25.10.1999 00:00 Uhr |
Übermäßiger Alkoholkonsum schadet der Gesundheit. In einer Studie konnten Wissenschaftler aber auch bei geringerem Konsum keinen protektiven Effekt nachweisen.
Es existieren zahlreiche Studien, die den Effekt von Alkohol auf die Mortalität untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass Personen, die moderate Mengen Alkohol konsumieren das geringste und solche mit hohem Konsum das höchste Mortalitätsrisiko haben. Bei Nichttrinkern liegt das Risiko im allgemeinen zwischen beiden Gruppen. Dabei kann es jedoch zu Verfälschungen kommen, da kranke Personen keinen Alkohol trinken, deren Mortalität dann aber fälschlicherweise der Tatsache zugeschrieben wird, dass sie keine Alkoholika zu sich nehmen.
Mäßiger Alkoholkonsum kann vor einer koronaren Herzkrankheit schützen, wobei umstritten ist, ob dies nur für Wein oder alle Arten von Alkohol gilt. Weniger weiß man bislang über den Zusammenhang von Alkoholkonsum und Schlaganfallrisiko. Eine prospektive Kohortenstudie untersuchte über 21 Jahre den Einfluß von Trinkgewohnheiten auf das Mortalitätsrisiko berufstätiger Männer. Weiterhin berücksichtigten die Wissenschaftler auch zahlreiche sozioökonomischen und andere Faktoren wie beispielsweise die Rauchgewohnheiten.
Insgesamt wertete das Forscherteam die Daten von 5766 schottischen Männern im Alter von 35 bis 64 Jahren aus. Das erste Screening wurde in den Jahren 1970 bis 1973 durchgeführt. Beobachtungskriterien war die Mortalität und ihre Ursachen wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und andere möglicherweise auf den Alkoholkonsum zurückzuführenden Effekte.
Das Gesamtmortalitätsrisiko für Nichttrinker und Trinker, die pro Woche bis zu 14 Einheiten Alkohol aufnahmen, unterschied sich nicht. Als Einheit definierten die Wissenschaftler ein hochprozentiges Getränk als eine Einheit, 0,5 l Bier als zwei Einheiten und eine Flasche Wein als sechs Einheiten.
Bei einem höheren Alkoholkonsum als 14 Einheiten pro Woche korrelierte die Mortalität mit dem Alkoholkonsum wie folgt: Nahmen die Männer 15 bis 21 Einheiten pro Woche zu sich, erhöhte sich das Mortalitätsrisiko gegenüber Abstinenzlern um 34 Prozent, bei 22 bis 34 Einheiten um 49 Prozent und bei mehr als 35 Einheiten um 74 Prozent. Die Unterschiede waren ab einem Konsum von 22 Einheiten signifikant. Das Alkoholäquivalent von 22 Einheiten pro Woche betrug dabei 11 Gläser Bier pro Woche oder eine halbe Flasche Wein täglich.
In einer Subanalyse ergab sich kein gesicherter Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und der koronaren Herzkrankheit als Mortalitätsursache. Eine signifikante Korrelation zeigte sich jedoch zwischen wöchentlicher Alkoholaufnahme und dem Schlaganfallrisiko. Bei den Männern, die 35 oder mehr Einheiten zu sich nahmen, verdoppelte sich das Risikos. Hierfür könnte zumindest teilweise die alkoholbedingte Blutdruckerhöhung verantwortlich sein.
Quelle: Hart, C. L., et al., BMJ 318 (1999) 1725 - 29.
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