Biomarker spüren kanzerogene Stoffe auf |
18.10.1999 00:00 Uhr |
Die Zahl der Krebserkrankungen wird bis 2001 nach Schätzungen der WHO weltweit auf knapp 15 Millionen steigen. Um Zusammenhänge zwischen Ernährungsverhalten und der Prävention oder Entstehung von Krebserkrankungen aufzuklären, fehlen bislang noch epidemiologische Daten.
Es besteht heute kein Zweifel mehr daran, dass neben der genetischen Prädisposition, infektiösen Einflüssen und anderen Umweltfaktoren insbesondere der Ernährung bei der Krebsentstehung eine bedeutende Rolle zukommt. Die Vielzahl und Vielfalt von krebsfördernden und -hemmenden Faktoren in der Nahrung lassen einfache und sichere Rückschlüsse häufig noch nicht zu. Eine weitere Schwierigkeit, Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung exakt zu beweisen, ergibt sich dadurch, dass die verschiedenen Phasen der Krebsentstehung über lange Zeitspannen ablaufen, in denen Ernährungsfaktoren in jeder Phase hemmend oder fördernd wirken können.
Inzwischen ist erwiesen, dass insbesondere viel Gemüse und Obst das Krebsrisiko vermindert. Daraus leitet sich die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ab, fünfmal täglich Obst und Gemüse zu essen. Aussagen darüber, welche Lebensmittel oder welcher Inhaltsstoff vor Krebs schützen, sind aufgrund der derzeitigen Datenlage nicht möglich.
In der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) soll langfristig der Einfluss von Ernährung auf die Krebsentstehung beobachtet werden. An der Untersuchung nehmen rund 475.000 Personen aus neun europäischen Ländern teil, davon 53.000 aus Deutschland. Neben einer Vielzahl von Lebensstilvariablen werden in dem gemeinsamen Untersuchungsprotokoll anthropometrische Messungen, Blutproben, Daten zum Lebensmittelverzehr sowie in einigen Zentren Blutdruckmessungen und die Bestimmung der Knochendichte am weiblichen Fersenbein berücksichtigt. Erste Ergebnisse zum Dickdarm- und Brustkrebsrisiko sollen im Jahr 2000 publiziert werden.
Wie wichtig solche Daten sind, zeigt eine Studie des schwedischen Karolinska Instituts in Stockholm, die den Zusammenhang zwischen der Aufnahme heterozyklischer Amine über Lebensmittel (beispielsweise über gebratenes Fleisch) und dem Krebsrisiko untersuchte. Während verschiedene heterozyklischer Aminosäuren im Tierversuch kanzerogen wirkten, konnte in der schwedische Studie kein Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Aufnahmemenge heterozyklischer Aminosäuren aus Lebensmitteln und einem erhöhten Krebsrisiko beim Menschen gezeigt werden.
Lebensmittelinhaltstoffe wie Ballaststoffe, Vitamine C und E oder sekundäre Pflanzeninhaltstoffe - zum Beispiel Polyphenole, Betacaroten, Lycopin oder Sulfide - können in vielfältiger Weise an der Prävention von Krebserkrankungen beteiligt sein. So hemmen einige Substanzen die Aktivierung kanzerogener Stoffe, andere bremsen Entzündungsprozesse. Die Substanzen verhindern beispielsweise die Aufnahme der Kanzerogene in die Zelle oder schützen das genetische Material.
Obwohl viele Substanzen und Mechanismen der Krebsprophylaxe bereits bekannt und erforscht sind, lässt sich nach Meinung von Experten aus den Einzelwirkungen keine Empfehlung für die Aufnahme einzelner Inhaltsstoffe aus der Nahrung ableiten.
Chemoprävention
Reaktive Sauerstoffverbindungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krebs. Eine Arbeitsgruppe des Deutschen Krebsforschungsinstitutes in Heidelberg hat eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, reaktive Verbindungen aufzuspüren, die im Stuhlwasser entstehen, und Näheres über ihren Einfluß auf die Darmwand festzustellen. Wie die Substanzen die Krebsentstehung fördern, wird noch erforscht.
Biomarker
Durch ungünstige Ernährungsmuster wird der Organismus mit Risikosubstanzen belastet, die ein genotoxisches, toxisches und krebsfördendes Potential aufweisen. Wegen der Komplexität der Zusammenhänge sind weiterführende Untersuchungen zum Risikopotential sowie zu den protektiven Mechanismen verschiedener Lebensmittel notwendig. Diese sollen mit neuen Biomarker-Techniken in Ernährungs-Interventionsstudien möglich sein. Techniken, wie die in der Grundlagenforschung entwickelten Ansätze zur Bestimmung von oxidativen DNASchäden in peripheren Lymphozyten, müssen sich bezüglich ihrer Aussagekraft bei der langwierigen Tumorentstehung aber noch bewähren.
Quelle: Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
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