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Ciabatta vor Vollkornbrot

15.09.2003  00:00 Uhr

Ciabatta vor Vollkornbrot

von Hannelore Gießen, Neuherberg

Gesunde Ernährung hat sich in den letzten 25 Jahren in Deutschland immer stärker durchgesetzt. Doch nun scheint dieser Trend wieder gestoppt zu sein. „Auch beim Essen wird der Spaßgesellschaft Tribut gezollt – Ciabatta wird Vollkornbrot vorgezogen“, erklärt dazu Professor Dr. Helmut Erbersdobler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Schon in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre erreichte der Trend zu gesunder Ernährung seinen Höhepunkt, wie die Wissenschaftler des in Neuherberg bei München angesiedelten GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit feststellten. Seit 1984 hatten sie in insgesamt vier Studien rund 5000 Personen im Raum Augsburg nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragten.

In standardisierten Interviews gaben die Teilnehmer an, wie oft sie Lebensmittel aus zwanzig verschiedenen Gruppen verzehrten. „Häufig“ bedeutete dabei „täglich“ oder „mehrmals pro Woche“. Als „selten“ wurde vermerkt, wenn ein Teilnehmer ein Lebensmittel einmal monatlich oder noch seltener zu sich nahm. „Einmal pro Woche oder mehrmals im Monat“ stuften die Wissenschaftler als „mittel“ ein. Aus diesen Werten wurde eine durchschnittliche monatliche Verzehrshäufigkeit ermittelt.

In einem nächsten Schritt bewerteten die Wissenschaftler die Angaben anhand von Empfehlungen, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt hat. So wurde täglicher Obstkonsum beispielsweise mit zwei Punkten honoriert, während „Obstkonsum seltener als einmal in der Woche“ leer ausging.

Mehr Fisch, weniger Fleisch

Das Ergebnis war zunächst erfreulich berichten die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung des GSF-Forschungszentrums: Zwischen 1984 und 1995 hatten gesunde Ernährungsgewohnheiten kontinuierlich zugenommen: So standen Wurst und Fleisch seltener auf dem Speiseplan, stattdessen mehr Geflügel und Fisch. Vollkornbrot lag im Trend, und Gemüse und Obst kamen immer häufiger auf den Tisch. Zufrieden konnten die Ernährungswissenschaftler also registrieren, dass die jahrzehntelangen Bemühungen in der Ernährungsberatung allmählich doch Früchte getragen hatten.

Doch seit 1995 verbesserten sich die Ernährungsgewohnheiten kaum noch, 2001 gab es sogar Rückschritte. Gerade beim Brot fielen Veränderungen auf: Vollkorn-, Schwarz- und Knäckebrot wurden 2001 wesentlich seltener konsumiert als in den Jahren davor, stattdessen nahm der Weißbrotverzehr wieder zu. Auch Eier werden allmählich wieder beliebter, und vor allem junge Menschen essen häufiger Schokolade und Pralinen als noch vor einigen Jahren.

Zufallsergebnis oder Trendumkehr?

Ob die Ergebnisse aus der Region Augsburg tatsächlich eine allgemeine Trendumkehr anzeigen, ist noch unklar. An der letzten Befragung hatten weniger Menschen teilgenommen als in den Jahren zuvor, was sich möglicherweise auf die Daten ausgewirkt hat. Dennoch werden Ernährungswissenschaftler die Ergebnisse aufmerksam weiterverfolgen. Schließlich könnte das Resultat der jüngsten Studie auch in die andere Richtung verfälscht sein: Inzwischen wissen immer mehr Menschen, was zu gesundem Essen zählt, und bei Befragungen zur Ernährung könnten sie daher geschönte Angaben gemacht haben. Dann wäre das Ergebnis der jüngsten Untersuchung noch bedenklicher.

Der Trend zu einer gesünderen Ernährung scheint jedenfalls gestoppt zu sein. In einer Fun-Gesellschaft hat gesundes Essen einfach weniger Konjunktur, vermutet der DGE-Präsident.

 

Quelle: Sell, K., et al., Trends im Ernährungsverhalten in der Region Augsburg, Ernährungs-Umschau, Heft 6 (2003) 208-213. Top

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