Risikofaktor Schnarchen |
17.07.2000 00:00 Uhr |
Schnarchen und damit verbundene nächtliche Atempausen sind unabhängige Risikofaktoren für Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, sagte Dr. Monika Kohlhage vom Diakonie Krankenhaus Alten Eichen auf einer Pressekonferenz der Pfizer GmbH Mitte Juni in Hamburg. Apnoe-Patienten erleiden fünfmal häufiger einen Herzinfarkt und haben ein zehnfach erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, so die Kardiologin.
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist eine behandlungsbedürftige Schlafstörung und führt zu einer Volumen- und Druckbelastung des Herzens und der Lunge. Bluthochdruck, Sauerstoffmangel in den Organen sowie ein erhöhter Sympathikotonus verursachen langfristig Organschäden auch am Gehirn und den Gefäßen. Kohlhage schilderte Herzstillstände von mehreren Sekunden bei 10 Prozent der Schnarcher. Sie betonte, dass jede Herz-Kreislauferkrankung durch ein Schlafapnoe-Syndrom noch zusätzlich verstärkt wird.
Schlafapnoe-Syndrom
Zum Schnarchen neigen vor allem adipöse Menschen, so die Referentin. Besonders gefährdet seien Personen mit einer stammbetonten Fettsucht, die mit erhöhten Blutfetten korreliert. Als weitere Risikofaktoren nannte Kohlhage ein Alter über 50 Jahre, männliches Geschlecht, vorbestehende Lungenerkrankung, abendlichen Alkoholkonsum, Einnahme von Beruhigungsmitteln sowie bei Frauen die Menopause.
Verhaltensänderungen und Ausschalten begünstigender Faktoren sind die Ziele bei der Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms. Dazu gehöre auch die Therapie vorbestehender Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Die medikamentöse Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms spiele eine untergeordnete Rolle. Lediglich in Einzelfällen sei die Gabe zum Beispiel von Theophyllin sinnvoll.
Therapie mit Atemmaske
Eine Atemmaske, die den Patienten nachts kontinuierlich mit positivem Druck Luft zuführt, ist die effektivste Behandlungsmethode, berichtete Dr. Jörg Putensen, Diakonie Krankenhaus Alten Eichen, Hamburg. Er bezeichnete die nCPAP-Therapie (nCPAP = nasal continous positive airway pressure) als "pneumatische Schienung", mit deren Hilfe die Atemwege im Schlaf offen gehalten und so Atmungsstörungen oder krankhaftes Schnarchen verhindert werden können.
Da die Therapie nur symptomatisch ist, müssen die Patienten lebenslang nicht nur während des Nachtschlafes, sondern auch am Tag zum Beispiel während des Mittagsschlafes die Atemmaske tragen. Unabhängig von einer Gewichtsreduktion reduziere die Atemtherapie die stammbetonte Fettverteilung. Nach sechs Monaten sei ein positiver Effekt auf die Blutfette (HDL) zu beobachten.
In Deutschland sind vier bis sechs Prozent der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Störung des Schlafes erkrankt, die organisch, psychisch oder psychogen bedingt sein kann. Etwa zwei bis drei Prozent leiden an einer schweren Hypersomnie. Die verminderte Tagesleistung führt zu beruflichen Misserfolgen, schweren Unfällen am Arbeitsplatz, im Haus und vor allem im Verkehr, sagte Privatdozent Dr. Göran Hajak, Göttingen. Nicht zuletzt wegen der Angst vor Medikamentenabhängigkeit suchen nur 50 Prozent der behandlungsbedürftigen Insomnie-Kranken einen Arzt auf, bedauerte er.
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