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Implantierte Strahlenquellen gegen Prostatakrebs

30.06.2003  00:00 Uhr

Implantierte Strahlenquellen gegen Prostatakrebs

von Elke Wolf, Rödermark

Bislang ist die operative Entfernung der Prostata Behandlungsmethode der Wahl für ein Prostatakarzinom im Frühstadium. In den USA werden jedoch bereits mehr Patienten mit der so genannten Brachytherapie behandelt als mit der radikalen Prostatektomie. Mittlerweile setzen Ärzte dieses Verfahren auch in Deutschland zunehmend häufiger ein.

Die radikale Operation, bei der die Vorsteherdrüse mit Lymphknoten, Samenblasen und umliegendem Gewebe entfernt wird, zeichnet sich durch hohe Erfolgsquoten aus, wenn der Tumor noch auf die Prostatakapsel begrenzt ist. Ihre Nachteile liegen jedoch auf der Hand: Das Inkontinenzrisiko bei der radikalen Prostataentfernung liegt bei bis zu 30 Prozent und das Impotenzrisiko bei 50 bis 100 Prozent. Zudem ist ein langer Krankenhausaufenthalt und oft Zeit zur Rehabilitation nötig.

Viel schonender und mit weniger Nebenwirkungen verfährt die Brachytherapie. Bei ihr werden etwa reiskorngroße titanummantelte schwach radioaktive Strahler, auch Seeds genannt, dauerhaft in die Prostata implantiert. Jedes Seed ist mit 125Iod beladen. Da die Seeds in vorab definierten Abständen nach einem computerberechneten Lageplan in bestimmte Regionen der Vorsteherdrüse eingebracht werden, erhält das Organ genau die Strahlendosis, die für die Zerstörung der Krebszellen erforderlich ist. Die Seeds strahlen nur mit einer Reichweite von wenigen Millimetern und punktgenau auf die Tumorzellen in der Prostata, so dass umliegende Gewebe und Organe geschont werden. Mit der Zeit nimmt die Strahlung ab, die Seeds verbleiben aber in der Prostata.

Externer Strahlentherapie überlegen

Langzeitdaten von bis zu 15 Jahren zeigen, dass die Permanentimplantation eine kurative Alternative zur radikalen Prostataentfernung bei lokal begrenztem Prostatakarzinom mit einem PSA-Wert unter 10 ng/ml darstellt. Der externen Strahlentherapie ist sie gar überlegen. Weiteres Plus: Bei der Seeds-Implantation ist die Strahlenexposition für den Therapeuten deutlich reduziert. Die biochemische Heilungsrate durch die Dauerimplantate schwankt zwischen 82 und 96 Prozent. Die Morbiditätsraten liegen günstiger als bei den anderen Therapieformen. Die Nebenwirkungen der Brachytherapie sind verhältnismäßig gering. Die Wahrscheinlichkeit nach dem Eingriff an Inkontinenz zu leiden, liegt bei etwa 1 Prozent, das Impotenzrisiko bei etwa 20 bis 30 Prozent. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es zu akuten, meist kurzzeitigen Nebenwirkungen wie Schmerzen beim Wasserlassen oder erschwertem Wasserlassen kommen.

Weitere Vorteile der Brachytherapie bestehen darin, dass es sich um einen minimal-invasiven Eingriff handelt, der weniger belastend für den Organismus ist als eine Operation. Die Seeds-Implantation eignet sich somit auch für ältere Patienten mit labilem Gesundheitszustand. Die Behandlung kann ambulant oder stationär mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt erfolgen.

Während in den USA bereits jeder dritte Patient mit Prostatakarzinom die Seeds-Implantate bekommt - das sind rund 60.000 Patienten -, gibt es in Deutschland bislang erst wenige Kliniken, die die Brachytherapie ins Programm aufgenommen haben. Im vergangenen Jahr wurden rund 1300 Patienten die Seeds implantiert. Eine Auswahl von Kliniken, die die Brachytherapie anbieten, findet sich unter www.bebig.de. Die privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten, die gesetzlichen in bestimmten Fällen auf Einzelantrag.

 

Prostatakrebs: Eine Frage des Alters Jedes Jahr sehen sich in Deutschland etwa 31.500 Männer mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert. Damit ist die Vorsteherdrüse das Organ, in dem sich beim Mann am häufigsten bösartige Geschwulste bilden. Seit Ende der 80er-Jahre ist das Prostatakarzinom auf Expansionskurs. Das liegt zum einen an der zunehmenden Lebenserwartung, denn dieses Karzinom macht, wenn überhaupt, dann erst in fortgeschrittenem Alter auf sich aufmerksam. Das mittlere Erkrankungsalter liegt daher auch bei vergleichsweise hohen 72 Jahren . Vor dem 50. Geburtstag müssen Männer kaum damit rechnen. Zum anderen bringt der Einsatz neuer Methoden wie der PSA-Test häufigere und auch frühezeitigere Diagnosen.

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