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Zusätzliche Präparate bei gesunder Ernährung unnötig

03.07.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Zusätzliche Präparate bei
gesunder Ernährung unnötig

von Ulrike Wagner, Frankfurt am Main

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat gemeinsam mit den entsprechenden Organisationen der Schweiz und Österreichs neue Empfehlungen für die Aufnahme verschiedener Nährstoffe herausgegeben. Die wichtigsten Änderungen sind dabei höhere Referenzwerte für die Aufnahme von Vitamin C, Vitamin E und Calcium.

Auf Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel muss man deswegen nicht zurückgreifen, erklärte Professor Dr. Günther Wolfram, Vizepräsident der DGE, Institut für Ernährungswissenschaft der Technischen Universität München, auf der Jahrespressekonferenz der DGE. Eine Ernährung, die reich an Gemüse, Obst und Vollkorngetreide ist und ein bewusster Umgang mit Fett reichen aus. Lediglich für Risikogruppen mit erhöhtem Bedarf, wie Schwangere, Hochleistungssportler, Raucher oder Personen mit starkem Alkoholkonsum sowie Senioren, die sich einseitig oder unzureichend ernähren, kann eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein. Sie sollten aber nicht ohne ärztliche Beratung zu den Präparaten greifen.

Die Empfehlung für die Vitamin-C-Aufnahme ist von 75 mg pro Tag auf 100 mg gestiegen. Der Grund: Zuvor hatten die Experten zur Messung der Vitamin-C-Versorgung die Plasmakonzentration verwendet. Nun nimmt man als Richtgröße die Konzentration des Vitamins in Gewebe, zum Beispiel in Leukozyten. "Für eine noch höhere Zufuhr an Vitamin C fehlen wissenschaftliche Daten", sagte Wolfram.

Auch für Vitamin E ist der Referenzwert höher als in den Jahren zuvor. Er stieg von 12 auf 15 mg. "Das ist mit einer ausgewogenen Ernährung erreichbar", so der Ernährungswissenschaftler. "Der Nutzen von hohen Dosen Vitamin E zum Schutz vor Herzinfarkt ist wissenschaftlich nicht gesichert." Fehle in der Reaktionskette von Vitamin E ein Glied, wie zum Beispiel sekundäre Pflanzenstoffe oder Vitamin C, nutze die zusätzliche Aufnahme von Vitamin E nicht. Von mehreren großen Studien hatte Vitamin E nur in einer einzigen kardiovaskuläre Zwischenfälle verhindert.

ù3-Fettsäuren senken das Herzinfarktrisiko. Das hat zumindest eine große Studie mit mehr als 10 000 Probanden gezeigt. Allerdings komme es dabei auch auf die Menge von ù6-Fettsäuren an. ù6- und ù3-Fettsäuren sollten im Verhältnis 5:1 aufgenommen werden. Zu den Fetten, die diese Voraussetzungen erfüllen, gehören Rapsöl, Leinöl und Walnussöl.

Auch für Calcium erhöhten die Experten die Referenzwerte. Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren sollten nun statt bisher 1000 mg, 1200 mg Calcium pro Tag aufnehmen. Für die über 51-Jährigen erhöhte sich die Empfehlung um 200 mg auf 1000 mg.

Auch diese Mengen kann man ohne große Mühe mit der Nahrung aufnehmen, erklärte Privatdozent Armin Zittermann von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Neben Milch und Milchprodukten sind Gemüse wie Grünkohl, Brokkoli und Lauch sowie calciumreiche Mineralwässer (mehr als 150 mg Calcium pro Liter) geeignete Calciumlieferanten. Für Menschen mit Kuhmilcheiweißallergie könnten mit Calcium angereicherte Fruchtsäfte eine Alternative sein, schlug der Ernährungswissenschaftler vor. "Den nächtlichen Knochenabbau kann besonders eine Calcium-reiche Spätmahlzeit verringern", erklärte Zittermann.

"Essen kann nicht auf die Zufuhr von Nährstoffen reduziert werden, es hat auch soziale Aspekte und der Genuss darf nicht zu kurz kommen", sagte Dr. Helmut Oberritter, Wissenschaftlicher Leiter der DGE e. V., Frankfurt. In diesem Sinne haben die Fachleute die zehn Regeln der DGE umgestaltet und die "5 am Tag"-Empfehlung (siehe PZ 22/2000, Seite 70) aufgenommen. Spaß am Essen steht im Vordergrund, Verbote werden nicht ausgesprochen.

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