Hilfe für chronisch kranke Kinder |
12.06.2000 00:00 Uhr |
Am 1. Juli startet in Schleswig-Holstein die Kieler Verhaltensmedizinische Ambulanz für chronisch kranke Kinder und Jugendliche (KIVA) als gemeinsames, zunächst auf drei Jahre angelegtes Modellprojekt des Klinikums der Christian-Albrechts-Universität (CAU) und der AOK Schleswig-Holstein. "Wir erhoffen uns, die Situation der Betroffenen zu verbessern sowie ihre Lebensqualität zu steigern", sagte Peter Buschmann, Vorstandsvorsitzender der AOK, während der Auftaktpressekonferenz.
In der neuen Einrichtung an der Kieler Diesterwegstrasse 1, die am 15. August ihre Türen öffnet, sollen Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Kopfschmerzen und Migräne, Asthma bronchiale, Epilepsie, Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität, Essstörungen, Diabetes mellitus, chronischen Angststörungen oder Neurodermitis von einem siebenköpfigen Expertenteam aus Ärzten, Psychotherapeuten und Sozialpädagogen betreut werden.
Therapie auch unter Einbeziehung der Eltern
Professor Dr. Wolf-Dieter Gerber, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der CAU, verwies auf 50.000 Kinder mit chronischem Kopfschmerz allein in Schleswig-Holstein, die Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule haben. Soziale Fehlentwicklungen seien meist vorprogrammiert.
"In keinem Bundesland gibt es für diese Kinder derzeit eine wirkungsvolle und dauerhafte Behandlungsmöglichkeit", führte Professor Dr. Ulrich Stephani, Direktor der Klinik für Neuropädiatrie, als weiterer Mitinitiator des Projektes aus. Der Großteil der niedergelassenen Kinderärzte verfüge nicht über die notwendige Qualifikation zur verhaltensmedizinischen Schulung, die Kinder im Umgang mit der Erkrankung stärkt. Die Besonderheit von KIVA liege in der interdisziplinären und integrativen Betreuung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter Einbeziehung auch der Eltern, sagte er.
Zahl chronisch erkrankter Kinder nimmt zu
Die Zahl der Kinder mit chronischen Erkrankungen nimmt in Deutschland ständig zu. Verschiedene neue epidemiologische Untersuchungen zu Krankheiten im Kindesalter zeigen, dass fast 50 Prozent aller befragten Schulkinder unter chronisch rezidivierenden Kopfschmerzen leiden, hieß es in Kiel. Eine Bielefelder Studie habe gezeigt, dass 30 Prozent der zwölf- bis 16-jährigen Kinder an einer der genannten chronischen Erkrankungen leiden.
Für die stationäre Behandlung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres gab die AOK Schleswig-Holstein im Jahr 1998 über zehn Millionen DM aus. Davon wurden 2,6 Millionen für Patienten mit Epilepsie, 1,7 Millionen DM für spezifische emotionale Störungen des Kindes und über 1,2 Millionen DM für Asthmatiker aufgebracht.
Buschmann verwies im Rahmen der Pressekonferenz auf das seit mehr als zwei Jahren ebenfalls in Kiel erfolgreich laufende Modellprojekt "Schmerzklinik" unter Leitung von Professor Dr. Hartmut Göbel. Der AOK- Vorstandvorsitzende: "Auch mit dem neuen Modellprojekt KIVA wollen wir eine verbesserte medizinische Versorgung unter Erschließung ökonomischer Reserven erzielen".
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