Drahtlose Endoskopie |
22.05.2000 00:00 Uhr |
Patienten, die sich einer Endoskopie des Dünndarms und des Colons unterziehen müssen, sind meist wenig begeistert von der Untersuchung. Paul Swain vom Royal London Hospital, Großbritannien, und seine Kollegen berichten in der aktuellen Nature-Ausgabe von einer neuen Methode, die die klassische Endoskopie bald ersetzen könnte.
Die Patienten würden es ihnen danken. Sie müssen dann nur noch ein Kapsel-Endoskop, nicht viel größer als eine normale Tablette (11 x 30 mm), schlucken. Ohne Drähte, über einen Transistor mit der Außenwelt verbunden, passiert das Mini-Endoskop, angetrieben von der Peristaltik, den Magen und den gesamten Darm. Es enthält eine winzige Videokamera, eine Lichtquelle und einen Sender, der Bilder an einen Empfänger sendet, den der Patient bei sich trägt.
Die Kapsel sendet während der Passage durch den Körper kontinuierlich Bilder an den Empfänger. Er kann währenddessen seiner normalen Beschäftigung nachgehen, und muss nicht im Krankenhaus bleiben. Auch das unangenehme Aufblasen des Darms, das bei der klassischen Endoskopie nötig ist, entfällt.
Die Wissenschaftler berichten, dass das Kapsel-Endoskop bereits an zehn gesunden Probanden getestet wurde. Diese konnten die Kapsel leicht schlucken und hatten anschließend keine Beschwerden. Das Endoskop übertrug Videobilder von Magen, Dünndarm und Blinddarm. Im Durchschnitt dauerte es 24 Stunden, bis die Kapsel den gesamten Verdauungstrakt passiert hatte, mit einer Variationsbreite von zehn bis 48 Stunden. Die Videoübertragung selbst dauerte bis zu sechs Stunden.
Vor allem für die Endoskopie des Dünndarms könnte das Verfahren enorme Vorteile bieten, so die Erfinder. Einerseits ist die klassische Untersuchungsmethode für Patienten hier besonders unangenehm, und das Verfahren ist dadurch limitiert, dass das Endoskop oft nicht weit genug in den Dünndarm eingeführt werden kann. Andererseits seien bessere Untersuchungsmethoden des Dünndarms vor allem für Patienten mit wiederkehrenden gastrointestinalen Blutungen dringend erforderlich, so die Autoren.
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