Kein höheres Brustkrebsrisko durch hohen Fettkonsum |
10.05.1999 00:00 Uhr |
Fettreiche Ernährung hat offenbar doch keinen negativen Einfluß auf das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Michelle D. Holmes und ihre Kollegen kommen damit zu einem anderen Ergebnis als verschiedene frühere Studien, in denen dauerhaft erhöhter Fettkonsum mit einem gesteigerten Brustkrebsrisiko verknüpft wurde.
An 88795 Teilnehmerinnen der Nurses´ Health Study (1976 in den USA gestartete Kohortenstudie zur Ermittlung von Risikofaktoren für Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen) untersuchten die Wissenschaftler um Holmes mögliche Korrelationen zwischen Nahrungsfett und der Entstehung von Mammakarzinomen.
Geprüft wurde sowohl die Gesamtfettaufnahme als auch der Einfluß bestimmter Fettarten, beipielsweise von tierischem Fett, gesättigten, mehrfach oder einfach ungesättigten Fettsäuren. Die Frauen wurden über 14 Jahre beobachtet. Ihr Ernährungsverhalten wurde 1980, 1984, 1986 und 1990 anhand von Fragebögen erfaßt. Ab Beginn der Untersuchung diagnostizierte Brustkrebsfälle wurden ebenfalls per Fragebögen erfaßt, Todesfälle über Angehörige oder den National Death Index.
In dem 14jährigen Beobachtungszeitraum zwischen 1980 und 1994 identifizierte die Forschergruppe um Michelle D. Holmes 2956 Brustkrebsfälle unter den knapp 89 000 Teilnehmerinnen. Die Hypothese, daß fettarme Ernährung das Brustkrebsrisiko reduziert, konnte dabei nicht bestätigt werden. Es zeichnete sich sogar ein eher gegenläufiger Trend ab: So hatten Frauen, die 20 oder weniger Prozent ihrer Energiemenge in Form von Fett zuführten, ein statistisch signifikant erhöhtes relatives Brustkrebsrisiko (1,15) gegenüber Frauen, deren Fettanteil in der Nahrung zwischen 30,1 und 35 Prozent lag. Die Ergebnisse waren bei prä- und postmenopausalen Frauen vergleichbar.
Die bisher vermutete positive Assoziation zwischen der Gesamtfettzufuhr und der Brustkrebshäufigkeit habe sich in der Studie nicht bestätigen lassen, betonen die Autoren.
Ebenfalls konträr zu bisherigen Vermutungen sind zwei weitere Teilergebnisse von Holmes und ihren Kollegen: Sie konnten keine reduziertes Brustkrebsrisikos durch gesteigerte Zufuhr von pflanzlichem Fett oder einfach ungesättigten Fettsäuren feststellen. Eine leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko beobachteten sie dagegen bei vermehrtem Konsum von Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, denen bisher eine protektive Wirkung zugeschrieben worden war.
Die Ergebnisse der Studie legen nach Auffassung der Autoren nahe, daß die in vielen Untersuchungen beobachtete Korrelation zwischen Fettkonsum und Brustkrebs auf andere Faktoren zurückgehen muß, beispielsweise verzögertes Eintreten der ersten Monatsblutung bei jungen Mädchen, Gewichtssteigerungen nach dem 18. Lebensjahr oder Hormonersatztherapien. In einem Kommentar zur Studie schreiben die Forscher, die Reduktion der Gesamtfettzufuhr sei vermutlich nicht geeignet, um das Brustkrebsrisiko zu senken. Die Entscheidung für eine fettbewußte Ernährung müsse vielmehr vom Herz-Kreislauf-Risiko abhängen, das nachweislich durch die Art der zugeführten Fette beeinflußt wird.
Quelle: Holmes, M. D., et al., Jama, 10. März 1999, Vol. 281, Nr. 10, S. 914-920.
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