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Streitbarer Reformer und berühmter Botaniker

30.07.2001  00:00 Uhr
LEONHART FUCHS

Streitbarer Reformer und berühmter Botaniker

von Brigitte M. Gensthaler, Ingolstadt

Er war einer der großen Reformer der Medizin, ein universalgelehrter Arzt: Leonhart Fuchs, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt. Mehrere Ausstellungen erinnern an den Mann, der sich mit dem New Kreüterbuch ein Denkmal setzte. Vor allem an die Ingolstädter Jahre erinnert eine dortige Ausstellung im Deutschen Medizinischhistorischen Museum.

"Leonhart Fuchs war ein ganz kritischer Geist, der die Medizin seiner Zeit von den arabistischen Einflüssen befreien wollte. Unsere Ausstellung soll einen Funken dieses Geistes erfahrbar machen", sagte Museumsdirektorin Professor Dr. Christa Habrich bei der Eröffnung am 13. Juli. Fuchs verbrachte seine frühen Jahre in Ingolstadt. Hier studierte er Medizin und wurde zum Doktor der Medizin promoviert. Da er vorher bereits klassische Sprachen studiert hatte, konnte er die lateinischen und griechischen Schriften der alten Ärzte im Original lesen.

Herzog Wilhelm II. berief ihn 1526 als Professor der Medizin an die Universität, wo Fuchs sofort daran ging, den Unterricht zu modernisieren. Er führte botanische Exkursionen ein und begann Herbarien anzulegen. Vehement setzte er sich für die Lehren von Hippokrates, Galen und Dioskurides ein und bekämpfte die komplizierten und aufwändigen Verfahren der arabistisch orientierten Heilkunde. Bereits zwei Jahre nach seiner Berufung erhielt er Lehrverbot, weil er sich zur Reformation Luthers bekannte, und verließ die Stadt. Eine erneute Berufung 1533 nach Ingolstadt scheiterte ebenfalls an seinem Bekenntnis. Neues Domizil wurde Tübingen.

Porträts, Städteansichten und medizinische Geräte der Renaissancezeit dokumentieren das Umfeld, in dem Fuchs sich bewegte. Die Landesherren, denen er diente, seine Lehrer, Freunde und Schüler, aber auch Gegner und Kritiker sind im Bild vertreten. Von seinen weit gespannten wissenschaftlichen Interessen zeugen zahlreiche Bücher.

Botanische Details

Glanzstücke der Ausstellung sind aber zwei seiner berühmtesten Bücher: "De historia stirpium commentarii", die lateinische Naturgeschichte der Pflanzen, die 1542 in Basel erschien, und die deutschsprachige Ausgabe "New Kreüterbuch" von 1543, mit dem Fuchs den Laien und "gemeinen Mann" ansprechen wollte. Hier sind die Zeichnung und Beschreibung des Immenblatts (später Melittis melissophyllum L. genannt) aufgeschlagen, das Fuchs in der Umgebung von Ingolstadt gefunden hat. Ins Auge fällt die minutiöse Wiedergabe der botanischen Details der Pflanze und die Leuchtkraft der Farben.

Da nicht jeder Pflanzenfreund einen dicken Folianten mit sich tragen konnte, erschienen bald kleinformatige Ausgaben des Kräuterbuchs für Reisende und Studenten. Einige dieser "Taschenbücher" flankieren einen Originaldruckstock aus Birnbaumholz. Die kostbare Rarität - weltweit gibt es nur noch 23 Druckstöcke, erklärte Habrich - trägt die Zeichnung des Mittleren Leinblatts (Thesium linophylum L.). Fuchs beschäftigte hervorragende Künstler mit den Pflanzendarstellungen. In einer szenischen Darstellung sieht der Besucher den beiden Malern Heinrich Füllmaurer und Albrecht Meyer zu, wie sie frische Pflanzen abzeichnen; diese Zeichnungen wurden auf die Holzstöcke übertragen, und der Formschneider Veyt Rudolff Speckle fertigte daraus die filigranen Holzschnitte an.

Ein Nachdruck des berühmten Buches, eine Fuchs-Postkarte mit Sonderstempel oder ein Begleitheft zur Ausstellung sind im Museum erhältlich. Stilgerecht darin schmökern kann der Besucher auf der hauseigenen Terrasse, umgeben von zahlreichen Fuchsien-Wildsträuchern. Fuchs kannte die hübsche Pflanze gar nicht. 200 Jahre nach seinem Geburtstag benannte der Franziskanerpater Charles Plumier den von ihm im heutigen Haiti entdeckten Blütenstrauch nach dem berühmten Botaniker und setzte ihm damit ein weiteres Denkmal.

 

Die Ausstellung "Leonhart Fuchs zum 500. Geburtstag: Philologe, Mediziner und Botaniker - ein Universalgelehrter an der Universität Ingolstadt" läuft bis 7. Oktober 2001 im Deutschen Medizinhistorischen Museum, Anatomiestraße 18-20, 85049 Ingolstadt. Geöffnet täglich außer Montag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

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