Pharmazeutische Zeitung online

Vom Frust zur Sucht

04.03.2002  00:00 Uhr

WANDERAUSSTELLUNG

Vom Frust zur Sucht

von Ulrike Abel-Wanek, Eschborn

Wenn von Süchtigen die Rede ist, drängen sich schnell Bilder von Fixern und Alkoholikern auf der Straße auf. Mit "Sucht" verbinden sich Klischees von Drogenszene, Drückerräumen und gesellschaftlichen Randgruppen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) tritt den Vorurteilen jetzt mit einer Ausstellung entgegen und zeigt: Sucht geht uns alle an, jedes Verhalten kann süchtig entgleiten und - es gibt Alternativen zur Sucht.

Start der Wanderausstellung "Sehnsucht" ist am 8. April in Lörrach auf dem Rathausplatz. Eine muschelförmige, mobile Halle zeigt auf rund 400 Quadratmetern Fläche die sieben verschiedenen Stationen der Präsentation. Über 3000 Besucher der 1996 erstmals gezeigten Inszenierung übertrafen selbst hohe Erwartungen und zeugten von großem Interesse in der Bevölkerung.

Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Unerfüllte Bedürfnisse, Drogen und ihr Missbrauch gehören eng zusammen. "Warnungen vor Drogenkonsum reichen alleine nicht aus", sagt Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. Das Ausstellungskonzept ziele deshalb darauf ab, süchtige Strukturen bei sich und anderen zu entdecken und sich auf ganz persönliche Fähigkeiten und Kraftquellen zu besinnen.

Gleich zu Beginn des Rundgangs gibt die "Suchtlandschaft" den Blick frei auf sämtliche Süchte, denen wir - nicht selten unbemerkt - erliegen. Einige sind offensichtlich: Abhängigkeit von Alkohol, Nikotin oder Medikamenten. Andere, wie Ecstasy, unterliegen gesellschaftlichen Trends. Spiel, Arbeits-, oder Magersucht stellen nicht die Substanz in den Mittelpunkt des Suchtverhaltens, sondern sind auf ganz bestimmte Handlungen ausgerichtet. Auch Verhaltensweisen wie Eifersucht, Streit- oder Kaufsucht haben in extremer Form süchtige Strukturen. "Natürlich haben nicht alle Süchte die gleiche Bedeutung, auch die Gefährdung, die von ihnen ausgeht, ist unterschiedlich. Wer aber erfolgreich Suchtprävention gestalten will, muss danach fragen, was diesen Süchten gemeinsam ist, welche Ursachen es sind, die das Entstehen von süchtigem Verhalten begünstigen, damit man sie erkennen und sich davor schützen kann", so Pott.

Das "Labyrinth des Lebens" und die "Balance-Scheibe" thematisieren im weiteren Verlauf der Ausstellung die oft schwierige Suche nach der "richtigen" Lebensgestaltung. Der geradlinige Weg - möglichst mit Glücksgarantie - steht ganz oben auf der Wunschliste. Wenn die Realität anders aussieht, reagieren Jugendliche nicht selten mit Frust und Flucht aus der Wirklichkeit. Hier hakt die Ausstellung ein. Der Besucher nimmt Umwege, Konflikte und Irrtümer als ganz normale Bestandteile des Lebens wahr. Wer sie aushält und bewältigt hat die Chance, selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Was macht stark im Alltag, was gibt Halt und Gelassenheit? Die Präsentation will helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden und über die Quellen eigener Lebenskraft nachzudenken. Wer möchte, dem stehen Fachleute für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Den Griff zur Flasche, Spritze oder auch zur Zigarette und Tablette zu verhindern, ist Aufgabe einer möglichst früh einsetzenden Prävention. Steht man erst mal unter dem Diktat der Droge, ist der Ausweg schwierig. Die Zahlen sprechen für sich: 1,6 Millionen Menschen sind nach Aussage der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) abhängige, behandlungsbedürftige Alkoholiker, bei 2,7 Millionen spricht man von Alkoholmissbrauch. Die Zahl der Medikamentenabhängigen wird auf 1,5 Millionen geschätzt, davon nehmen 1,2 Millionen regelmäßig Benzodiazepinderivate. Etwa 250.000 bis 300.000 Personen in Deutschland gehören zu den Konsumenten harter Drogen. Hierzu zählen Heroin, andere Opiate, Kokain, Amphetamin und Ecstasy. An den Folgen des Rauchens sterben jährlich 110.000 Menschen in Deutschland.

Das BZgA bereitet die Ausstellung gemeinsam mit den örtlichen Sucht- und Drogenberatungsstellen vor. An einem Info- und Beratungsstand stellen Kooperationspartner die spezifischen Projekte und Organisationen ihrer Region vor, die im Bereich Suchtprävention arbeiten. Hier gibt es auch Tipps für weiterführende Beratung.

 

Termine Lörrach: 8. bis 16. April, Rathausplatz
Aachen: 27. April bis 2. Mai, Katschhof
Wernigerode: 17. bis 26. Mai, Parkplatz am Schloss/ Anger
Erfurt: 30. August bis 8. September, Domplatz

Täglich von 9 bis 18.30 Uhr
-Eintritt frei-

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