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Generikum in blauer Dose

05.02.2001  00:00 Uhr

Generikum in blauer Dose

von Hans Feldmaier, Rostock

Wer denkt bei dem Jubiläum "100 Jahre Eucerin" nicht auch an die Erfolgsgeschichte von Nivea? Die weiße Creme in blauer Dose begann ihre Karriere 1911 und wird in diesem Jahr 90. Nachahmerprodukte erfreuten sich bereits in der ehemaligen DDR großer Beliebtheit.

Als in den 20er- und 30er-Jahren Arbeitslosigkeit und Armut die Menschen bedrückte, wurde die Nivea-Creme von einem Arzt in Wittenberg sogar zu Lasten der Krankenkassen rezeptiert. Nach 1945 aber gab es sie im Osten weder für Geld noch gute Worte, es sei denn, über Westpakete. Die ähnlich konzipierte Florena-Creme kam zwar 1955 auf den Markt, wurde aber als Substitut der berühmten Schwester erst nach gründlicher Überarbeitung des Designs erkenntlich. Heute grenzt sich das Produkt wieder deutlich vom ehemaligen Vorbild ab.

1954 entstand in dem Bestreben, sich von Westpräparaten unabhängig zu machen, eine eigene St.-Georg-Apotheken-Nivea in Rostock. Als Emulgator diente, da Wollwachsalkohole fehlten, Fealan, ein Guerbetalkohol. Nach Analyse weiterer Nivea-Bestandteile, wurde das Kosmetikum zur ph-5-Hautpflege gepuffert, um ein Substitutionsangebot zur 1950 im Westen erschienen ph-5-Eucerin anbieten zu können.

Ganz wichtig für ein täuschend ähnliches Imitat war die Parfümierungsnote. Hier half die Firma Schimmel aus Leipzig, später VEB Aetherea, eine entsprechende Komposition zu finden. Immer wieder wurden Original und Kopie unter Placebobedingungen "berochen". Wie aber konfektionieren, zumal es keine Blechdosen gab? Außerdem galt es, einen gleich kurzen und einprägsamen Namen zu finden. Chiona-Creme, abgeleitetet vom griechischen Wort ..... :Schnee, erschien passend, in der etymologischen Spekulation, dass sich Nivea von nix, nivis: der Schnee ableiten könnte. Relativ einfach waren blaue Kunststoffdosen vom Stickstoffwerk in Piesteritz bei Wittenberg zu bekommen. Glasklar durchsichtige Schiebeetiketten mit weißer Schrift eigneten sich zur Signatur. Statt des weißen Berandungskreises von Nivea trug die Dose die Aufschrift: "Entwickelt im Laboratorium der St.-Georg-Apotheke, staatlich verwaltet. Alleiniger Vertrieb, Hausspezialität".

Eine Dose enthielt etwa 30 Gramm und wurde für eine DDR-Mark verkauft. Hausspezialitäten als Zeichen individueller Kreativität waren bei vielen Kollegen beliebt. Offiziell wurden sie zunehmend weniger geschätzt und 1964 aus Gründen der Arzneimittelsicherheit ganz verboten. In der St.-Georg-Apotheke liefen Hausspezialitäten unter der Dachmarke "Autourgia", griechisch selbst tun, selbst verrichten. Als zweite Bedeutung weist das enzyklopädische Wörterbuch von Menge-Güthling noch "Mord" aus. Jedoch - alle Patienten, die in Selbstmedikation Autourgia Schmerz- und Grippetabletten schluckten oder Pepsin-Wein tranken, haben es überlebt. Top

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