Tropenurlaub für 17 Mark |
29.01.2001 00:00 Uhr |
Wer träumt nicht davon, einmal in den Regenwald zu fahren? Aber wer fliegt dafür "mal eben" nach Südostasien, Südamerika oder Afrika? Ganz zu schweigen von den Krankheiten und anderen Gefahren, die einen dort erwarten können. Seit dem 1. April 2000 kann man auch in Deutschland einen Hauch von Regenwald erleben. Es handelt sich dabei nicht um einen Aprilscherz, sondern um das neue Tropenhaus des Kölner Zoos.
Wie in der Natur, leben hier verschiedene Arten asiatischer Tiere und Pflanzen zusammen. So erhält der Besucher auf einer Fläche von der Größe eines Fußballfeldes einen Einblick in das artenreichste und zugleich am stärksten bedrohte Ökosystem der Erde.
Eingangsbereich
Die Einführung in das Thema Tropenwald bietet genug Zeit, um sich an das feuchtwarme tropische Klima zu gewöhnen. Eine 3D-Projektion zeigt, wo und in welchem Umfang Regenwälder existieren, Besonderheiten und wodurch sie gefährdet werden. Schwerpunkt der Betrachtung ist Südostasien.
Erlebnishalle
Nach dem dunklen Eingangsbereich erscheint die große Erlebnishalle wie eine andere Welt. Mit viel Liebe zum Detail wurde inmitten des Regenwalds ein Felstal geschaffen. Die aus Kunstbeton nachgebildeten Natursteine und Baumstümpfe von Urwaldriesen vermitteln die gigantischen Dimensionen eines echten Regenwaldes. Spuren von Tieren, Menschen und Pflanzen erwecken den Eindruck echten Waldbodens.
Links vom Eingang liegen die Gehege von Krallenotter und Doppelhornvogel. Von dort gelangt man zu einer Hängebrücke; daneben stürzt sich ein Wasserfall tosend in einen etwa 84.000 Liter fassenden Teich. Eine Glasscheibe gibt den Blick auf seine Bewohner frei.
Bewusst ist in der Halle auf die typischen Informationstafeln zu Tieren und Pflanzen verzichtet worden: Hier ist wahrer Forschergeist gefragt. Da der Mensch sozusagen mitten im Gehege steht, muss man schon genau hinsehen, um vor allem die kleinen Vögel und Echsen zu entdecken. Hat man schließlich das zu dem gehörten Geräusch passende Tier ausgemacht, kann man anhand eines Bilderbuches die Art bestimmen.
Die großen Bronzenacken-Fasanentauben und Rotbrust-Krontauben muss man nicht lange suchen. Sie laufen einem meist direkt vor die Füße. Der sicherste Weg, die Vögel aus der Nähe zu beobachten, ist der Gang zu den Futterstellen. Hier sitzen türkisblaue Elfenblauvögel und Schwärme von Veilchenloris. Eine besondere Attraktion sind die Rodriguez-Flughunde. Wer bei Dämmerung das Tropenhaus betritt, kann die tagsüber schlafenden Tiere durch die Halle fliegen sehen.
Unter den Pflanzen findet man zahlreiche Nutzpflanzen: Trockenreis, Indischer Spinat, Maniok, Zuckerrohr und Kakao sind nur einige der vertretenen Arten.
Gehegegang
Durch eine Tropfsteinhöhle in der einmal Langzungen-Fledermäuse angesiedelt werden sollen, gelangt man in den Gehegegang. Dort leben unter anderen Weißhandgibbons und ein Baumkänguru. Wahre Raritäten sind die Paradiesvögel und Palmkakadus. Beide Arten stehen auf der Washingtoner Artenschutzliste, sind also hochgradig gefährdet. Die Paradiesvögel stammen aus dem Wildlife Conservation Park in der New York Bronx, der auch das internationale Zuchtbuch führt.
Die schwarzen Palmkakadus gehören zu den größten unter den asiatischen Papageien. 1998 wurden zwei Pärchen aus Bangkok geschmuggelt und auf dem Frankfurter Flughafen aufgespürt. Die Vögel haben den Transport in den engen Plastikröhren zum Glück gut überstanden. Ein Paar befindet sich zurzeit in der Zuchtstation.
Zahlreiche Schautafeln liefern Informationen zu den Tieren sowie zu den Themen traditionelle Regenwaldnutzung, Nutzpflanzen und Neuguinea. Felsspalten ermöglichen den Blick in die Erlebnishalle. Hilfreich sind auch die "Sehhilfen" an jedem Felsfenster. Die kleinen Tafeln verweisen auf Pflanzen oder Objekte, die man sonst leicht übersieht .
Themenraum
Aus dem Gehegegang gelangt der Besucher in die Themenhalle. In einer großen Schrankwand mit Vitrinen, Schubläden und Monitoren ist ein Teil der großen Produktpalette tropischen Ursprungs ausgestellt. Von Schmetterlingen, Käfern und Gewürzen über Kautschuk, Schelllack und Patchouli bis hin zu Medikamenten.
Natürlich wird auch auf die Zerstörung der Regenwälder Südostasiens eingegangen. Welche Schäden verursachen die Gewinnung von Margarine und Waschmittel aus Palmöl? Welche Alternativen gibt es? Was ist "fairer Handel"? Über den zentralen Telefontisch erhält man Informationen zu den verschiedenen aktuellen Entwicklungen in den Ländern Südostasiens; nicht nur negative. So hört man beispielsweise aus Kambodscha, dass die Elefantenpopulation gestiegen ist!
Kurz bevor man den Regenwald wieder verlässt, kann man die Schönheit der Erlebnishalle noch einmal in Ruhe von oben betrachten. Die Brücke in Baumkronenhöhe führt zu einer kleinen vietnamesischen Bambushütte. Hier wird das Konzept des Tropenhauses und das Engagement des Kölner Zoos für die Erhaltung und Forschung in Südostasien vorgestellt. Im Mittelpunkt steht das neue Kölner Naturschutzprojekt: das "Phong Nha-Ke Bang Naturschutzgebiet" in Vietnam. Neben dem Tropenhaus befindet sich eine Ausstellungshalle mit wechselndem Programm zum Thema Tropenwald. Und ab dem Frühjahr 2001 werden wieder Abendführungen durch das Tropenhaus angeboten.
Der Besuch im Tropenwaldhaus ist leider nicht ganz billig, aber unbedingt empfehlenswert. Im Eintritt enthalten ist der Besuch des Zoos, des Aquariums und des Insektariums. Highlight des Aquariums ist das neue Korallenriff. Ein Besuch im Winter hat den Vorteil, dass weniger Besucher unterwegs sind. Mit etwas Glück hat man dann das Tropenhaus ganz für sich allein - fast wie im Urlaub.
Sie erreichen den Kölner Zoo mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto über die A3/A4 Richtung Köln Zentrum, Abfahrt hinter Zoobrücke oder die A1/A57 Richtung Köln-Zentrum/Köln-Ost, Abfahrt Riehl vor der Zoobrücke.
Parkmöglichkeiten:
Zoo-Parkhaus, Unter der Zoobrücke
Öffnungszeiten:
Winter: 9 bis 17 Uhr, Sommer: 9 bis 18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 17,00 DM, Schüler, Studenten 9,50 DM, Kinder (4 bis 17 Jahre) 8,50 DM
Anschrift:
Zoologischer Garten Köln, Riehler Straße 173, 50735 Köln
Tel.: 02 21/77 85-0, Fax: 02 21/77 85-11
www.zoo-koeln.de
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