Hilfe vom Kleinen Prinzen |
08.01.2001 00:00 Uhr |
Thailand ist nur einen Steinwurf von Jamaika entfernt und vom Himalaya geht's direkt in Trapper Joe's Hütte in die USA. Auch El Salvador ist nicht weit, und gegessen wird mit Stäbchen wie in Japan. Die phantastische Reise von Kontinent zu Kontinent dauert nur wenige Minuten - im Sternenhof, einem Feriendorf für kranke Kinder im osthessischen Hosenfeld.
Noch ist nichts zu sehen auf dem circa 14.000 Quadratmeter großen Gelände, das die Gemeinde für das Projekt zur Verfügung stellen will. Auf Initiative der gemeinnützigen Organisation "Der Kleine Prinz" soll hier ein Zentrum entstehen, in dem sich Kinder nach einem Klinikaufenthalt gemeinsam mit ihren Angehörigen erholen können. Die Grundidee stammt von dem niederländischen Entertainer Hermann van Veen, der Schirmherr einer ähnlichen Anlage in Holland ist. Das Besondere dort: Sie wird von freiwilligen Jahresbeiträgen der Apotheken finanziert. Die Apotheken sind es auch, die neben den behandelnden Kinderärzten die bedürftigen Kinder für einen Aufenthalt empfehlen.
"Der Kleine Prinz" mit Sitz in Bonn erfüllt seit 1992 schwerkranken Kindern ihre Herzenswünsche. Ob David Hasselhoff, DJ Bobo oder der 1. FC Bayern auf der Wunschliste ganz oben standen, der als gemeinnützig anerkannte Verein machte die Treffen möglich und für die kleinen Patienten zu einem unvergesslichen Erlebnis. Seit 1997 sieht die Organisation eine ihrer Hauptaufgaben im kindgerechten Umbau sämtlicher deutschen Krankenhäuser. Kinder leiden sehr unter der heute immer noch verbreiteten sterilen Krankenhausatmosphäre. Sie werden langsamer gesund und behalten den Aufenthalt nicht selten als etwas Schreckliches in Erinnerung. Der "Kleine Prinz" finanziert sich ausschließlich über Spenden und hat zurzeit über 20 000 Förderer.
Förderung und Unterstützung braucht auch der Sternenhof. Hier soll eine Anlage entstehen, die es so in Deutschland bisher noch nicht gibt. Nicht wie bei Antoine de Saint-Exupéry von Planet zu Planet bewegen sich dort die kleine Prinzen, sondern zwischen Kontinenten und Kulturen. Brasilien, Indien, Thailand, Jamaika, El Salvador, Japan, Nepal, Arabien und Amerika - jedes der neun geplanten Häuser folgt in Außen- und Innengestaltung dem Stil des jeweiligen Landes. Orient und Okzident treffen sich bei regelmäßig organisierten Ländertagen, an denen traditionell gegessen, getanzt und der Tag gestaltet wird. Die meisten Familien, die im Sternenhof Ferien von der Krankheit machen sollen, könnten sich eine Reise in diese Länder nie leisten. Viele von ihnen haben ein schwerbehindertes Kind und noch nie gemeinsam ein Restaurant besucht.
Der teilweise exotische Reiz der verschiedenen Länderbungalows und nicht zuletzt das Fehlen von Fernsehern und anderer Elektronik sollen zu regen Besuchen und Gesprächen der Bewohner untereinander einladen. Ein Gemeinschaftshaus in der Mitte des Areals dient als Speisesaal und bietet Raum für Gespräche, für Musik-, Tanz- und Theateraufführungen. Wer für die Natur schwärmt, baut Gemüse und Kräuter in einem eigens dafür angelegten Garten an, lernt Verantwortung beim Füttern von Tieren im Wildpark, tobt auf dem Spielplatz, fährt Fahrrad in einer weitläufigen, landschaftlich reizvollen Umgebung oder mit Inlineskates auf einer extra dafür gebauten Bahn. Auch in ihrer Bewegung eingeschränkte Kinder kommen zum Beispiel beim therapeutischen Reiten eines nahegelegenen Reitstalls oder beim Schwimmen auf ihre Kosten. Ein eigenes Schwimmbad für die Nachversorgung delfintherapierter Patienten wäre nach Meinung der Initiatoren sinnvoll. Der technische und finanzielle Aufwand sei jedoch enorm.
Als festes Domizil für den Verein "Der Kleine Prinz" fänden regelmäßige Veranstaltungen der Organisation nur noch im Sternenhof statt. Asthmakranke Kinder könnten Inlineskate-Kurse belegen, Kinder mit Rheuma lernten mit Schmerzen umzugehen. Theaterkurse, Elternseminare und Delfintherapie ständen auf dem Programm der dann fertiggestellten Oase für kranke "Weltenbummler" im Hessenland. Darüber hinaus soll das Gelände zukünftig internationaler Anziehungspunkt für kleinere und größere Veranstaltungen im medizinischen Bereich werden. Eine Zusammenarbeit mit der Stadt Fulda und dem dortigen Kongresszentrum sind im Gespräch.
Das als Stiftung geplante Projekt, an dem sich der Luftkurort Hosenfeld beteiligen will, und seine Initiatoren hoffen nach dem gut laufenden holländischen Vorbild "Columbinehuis" auch in Deutschland auf Unterstützung aus Industrie und Wirtschaft. Mit einem Jahresbeitrag von 50 DM könnten hiesige Apotheken bereits für die Unterhaltung des Sternenhofes und vielleicht auch "für das Lächeln eines Kindes" sorgen, so der erste Vorsitzende vom Kleinen Prinzen, Bodo Gensch, in einer Presseerklärung vom Dezember 2000.
Mehr über die Arbeit der Organisation und das Erholungscenter unter den Telefonnummern
01805/ 21 42 15 oder 0228/ 555 12 90.
© 2001 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de