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Infliximab ist die Innovation des Jahres

02.10.2000  00:00 Uhr

EXPOPHARM
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Infliximab ist die Innovation des Jahres

von Ulrich Brunner, Köln

Mit ihrem Innovationspreis hat die Pharmazeutische Zeitung in diesem Jahr das Unternehmen Essex Pharma ausgezeichnet. Gewinner ist der TNF-a-Antagonist Infliximab, der unter dem Handelsnamen Remicade® seit einigen Monaten zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und Morbus Crohn zur Verfügung steht. PZ-Chefredakteur Dr. Hartmut Morck überreichte die Auszeichnung am vergangenen Samstag zum Auftakt des Expopharm-Kongresses an Dr. Otto Schwarz und Dr. Wolfgang Thriene von Essex Pharma, München.

Die Jury unter Vorsitz des Heidelberger Pharmakologen Professor Dr. Ulrich Schwabe habe es in diesem Jahr nicht leicht gehabt, sich zu entscheiden, berichtete Morck. Denn insgesamt kamen in den vergangenen zwölf Monaten immerhin 29 neue Arzneistoff auf den Markt, darunter zum Beispiel mit Etanercept, Leflunomid und den COX-2-Hemmern auch andere echte Innovationen. Mit Infliximab eröffne sich nicht nur ein völlig neuer Therapieansatz, der Arzneistoff eigne sich auch besonders für Patienten, bei denen andere Pharmaka nicht mehr ansprechen, so Morck in seiner Laudatio.

Vor einigen Monaten hatte das Münchener Pharmaunternehmen Essex von den europäischen Behörden (EMEA) zunächst die Zulassung für die Indikation Morbus Crohn erhalten, speziell zur Behandlung schwergradiger aktiver Formen mit und ohne Fistelbildung, bei denen eine Therapie mit herkömmlichen Arzneimitteln nicht mehr anspricht. Wenig später gab die EMEA dann auch grünes Licht für die Indikation rheumatoide Arhtitis; auch hier aber nur, wenn andere Pharmaka wie Methotrexat nicht mehr wirken.

Die beiden Indikationen leiten sich aus dem Wirchmechanismus ab. Der chimäre monoklonale Antikörper bindet hochselektiv den humanen Tumernekrosefaktor a. TNF-a spielt eine Schlüsselrolle bei verschiedenen Entzündungsreaktionen. Das Zytokin fördert unter anderem die Freisetzung entzündungsfördernder Substanzen wie Interleukin 1 und 8.

Dr. Wolfgang Thriene von Essex Pharma stellte in einer Pressekonferenz im Anschluss an die Preisverleihung verschiedene klinische Studien vor, die sein Unternehmen mit den Zulassungsunterlagen eingereicht hatte. Zum Beispiel sprachen in einer doppelblinden placebokobtrollierten Studie mit 108 Morbus-Crohn-Patienten nach vier Wochen unter Verum immerhin 81 Prozent auf Infliximab an; 48 Prozent erreichten sogar eine Remission.

Ähnlich vielversprechend verliefen klinische Studien mit Arthritis-Patienten. Auch bei der noch laufenden ATTRACT-Studie habe sich Infliximab bereits in Kombination mit Methotrexat bewährt, so Thriene.

Die Auszeichnung bestätige, dass sich die intensiven Forschungarbeiten seines Unternehmens lohnen, bedankte sich Dr. Otto Schwarz für den Preis. Essex kooperiert unter anderem mit dem Biotech-Unternehmen Centocor, das auch an der Entwicklung von Infliximab maßgeblich beteiligt war. Schwarz kündigte für die kommenden Jahre weitere innovative Arzeimittel aus dem Hause Essex an.

Zuviel Trubel um neue COX-Hemmer In ihrem Vortrag hatten das Referententrio Dr. Hermann Liekfeld, Mühlheim, Dr. Lutz Schneider, Wuppertal, und Dr. Harmut Morck vor der Preisverleihung zunächst einen kritischen Überblick über alle 29 Substanzen gegeben, die seit Juni 1999 eingeführt wurden. Liekfeld präsentierte unter anderem die drei neuen Gynäkologika Etonorgestrel (Implanon®), Mifepriston (Mifegyne®) und Atosiban (Tractosile®). Das Gestagen Etonorgestrel sei einerseits nicht besonders innovativ und werde andererseits wahrscheinlich keine große Akzeptanz bei den Damen finden, prognostizierte er. Bei dem Präparat mit dem Handelsnamen Implanon handelt es sich um ein mit dem Gestagen beladenes Plastikröhrchen, das am Arm unter die Haut implantiert wird. Zwar hat das Kontrazeptivum laut Liekfeld einen Pearlindex von 0, die Anwenderinnen spürten jedoch den Fremdkörper permanent. Auf Grund der hohen Gestagendosis müssten Frauen zudem mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Depressionen und Gewichtszunahme rechnen.

Nach Meinung von Schneider mache man in Deutschland viel zu viel "Tamtam" um die selektiven COX-2-Hemmer. Kritik übte er außerdem an Studienergebnissen, die den Substanzen Rofecoxib (Vioxx®) und Celecoxib (Celebrex®) eine bessere Magenverträglichkeit attestieren. Hier hätten die Wissenschaftler die herkömmlichen Antirheumatika in teils "unmenschlich hohe Dosen" gegeben. Schneider warnte zudem davor, beide neuen COX-2-Hemmer unkritisch untereinander auszutauschen. Im Gegensatz zu Celecoxib habe Rofecoxib keine Zulassung für die Therapie der rheumatoiden Arthritis. Denn eine überzeugende antiinflammatorische Wirksamkeit konnten Forscher bislang in Studien nicht belegen. Es darf lediglich zur Linderung von Schmerzen gegeben werden.

In seinem Part warnte Morck vor einem allzu freizügigen Einsatz des Gyrasehemmers Moxifloxacin (Avalox®). Das Antibiotikum sei kein Mittel der ersten Wahl, sondern Reserveantibiotikum. Das sollten Apothekerinnen und Apotheker auch in der täglichen Praxis immer wieder berücksichtigen. Vorteil der Substanz: Auf Grund ihrer langen Halbwertszeit muss sie nur einmal täglich gegeben werden. Mit Lomefloxacin kam im letzen Jahr ein weiteres Fluorochinolon in die deutschen Apotheken. Das Ophtalmikum mit dem Handelsnamen Okacin ist bei einer bakteriellen Konjunktivitis indiziert. "Geben Sie Ihren Patienten am besten direkt eine Augenklappe mit", bemerkte Morck. Da die Augentropfen phototoxisch wirken, sollte das Auge nach der Anwendung auf keinen Fall starkem UV-Licht ausgesetzt werden.

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