TCM-Drogen auf dem Prüfstand |
02.10.2000 00:00 Uhr |
Die Qualität von Drogen der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu beurteilen, ist schwierig. Darin waren sich sowohl Referenten als auch Teilnehmer des ZL-Workshops während des Expopharm-Kongresses einig. Laut Apothekenbetriebsordnung ist die Apotheke jedoch für die pharmazeutische Qualität der TCM-Drogen verantwortlich, betonte Dr. Michael Ihrig vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker in Eschborn.
Was tun? Die Frage stellen sich immer mehr Apothekerinnen und Apotheker, da die Traditionelle Chinesische Medizin hierzulande immer mehr Anhänger findet. Die Literatur zur Prüfung chinesischer Drogen ist nicht gerade breit gesät. Aber immerhin gibt es inzwischen das Arzneibuch der Volksrepublik China in englischer Übersetzung von 1997. Es enthält 920 Monographien der Materia Medica.
Auf Prüfzertifikate der Anbieter ist häufig kein Verlass. Zudem verfügten nur wenige Stellen über die nötige Sachkunde und vor allem die formale Qualifikation zur Zertifikatserstellung. Für die Identitäts- und Reinheitsprüfung in der Apotheke empfahl Ihrig eine Referenzdrogensammlung für die makroskopische Beurteilung, Mikroskopie und die Chromatographie. Allerdings ergeben sich auch hier Probleme. Denn Referenzsubstanzen sind nur schwer erhältlich und teuer. Oft laden ähnlich klingende Namen schier zu Verwechslungen ein. Um die Verwirrung perfekt zu machen, werden in verschiedenen Regionen Asiens unterschiedliche Stammpflanzen, verschiedene Arten und Pflanzenteile unter gleicher Bezeichnung verwendet.
Ihrig riet seinen Kollegen, Monodrogen einzukaufen, nach Möglichkeit als Ganzdroge. Hier sei die Identitätsprüfung immerhin noch möglich. Das Problem: Die Pflanzenteile müssen dann in der eigenen Apotheke fachgerecht zerkleinert werden. Unmöglich wird eine Qualitätsprüfung, wenn die Ärzte Granulate verschreiben, die aus zahlreichen Drogen bestehen. TCM-Fertigarzneimittel sind mit großer Vorsicht zu genießen. Sie enthalten hin und wieder potente synthetische Substanzen wie Corticoide oder zum Beispiel Glibenclamid, womit sich ihre Wunderwirkung recht einfach erklären lässt.
In einer vom ZL initiierten Reihenuntersuchung stellte sich die Situation bei den TCM-Arzneimitteln nicht gar so schlecht dar. Immerhin wich keine der 16 von unterschiedlichen Lieferanten angeforderten Stichproben von der Spezifikation ab. Auch die Zertifikatswerte haben gestimmt. Allerdings waren einzelne aktuell bezogene Drogen sehr alt. "Was hilft uns eine mikrobiologische Prüfung von 1995?", fragte Ihrig. Drogen, die älter als zwei bis drei Jahre sind, sollte man dem Großhandel zurückgeben, empfahl er.
Dr. Syed Laik Ali, ebenfalls vom ZL in Eschborn, erklärte, dass die häufig vermuteten Belastungen mit Pestiziden bei den TCM-Drogen kaum vorkämen. Allerdings läge der Schwermetallgehalt häufig über den vom Bundesgesundheitsministerium empfohlenen Höchstmengen.
Untersuchung auf Rausch- und Suchtmittel
Während derselben Veranstaltung stellte Ali verschiedene Untersuchungsmethoden von Verdachtsproben auf Rausch- und Suchtmittel vor, die das ZL anbietet. Besorgte Eltern oder Freunde können zum Beispiel verdächtige Substanzen in der Apotheke abgeben. Die Kosten für eine solche Analyse betragen 100 bis 120 DM. Für die Apotheke selbst lohnt sich der Aufwand für eine eigene Prüfung nur, wenn solche Anfragen relativ häufig vorkommen. Denn die einfachsten Tests beruhen auf immunochemischen Methoden und die daran beteiligten Antikörper haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Die Kits sind zum Beispiel unter den Handelsnamen Triage® (Viva-Diagnostika, Hürth), Drugwipe® (Securetec, Ottobrunn) oder Frontline® (Roche Diagnostics, Mannheim) im Handel. Da es mit diesen Tests auch zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen kommen kann, setze das ZL zusätzlich chromatographische Methoden ein, erklärte Ali.
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