Pharmazeutische Zeitung online

Bindungsangst

17.11.2003  00:00 Uhr

Bindungsangst

Während sich mancher Apotheker darüber beklagt, dass Apothekerverbände Verträge mit Krankenkassen abschließen oder dies beabsichtigen, überrollen uns die Medien mit den neuesten Nachrichten von der Apothekenmarkt-Liberalisierungsfront. DocMorris und manch anderer innovativer Viagra-Lieferant habe bereits Verträge mit diversen Krankenkassen in der Tasche, wird mehr laut als korrekt verkündet.

Nun werden all die Verträge, die Verbände machen, nicht besser oder schlechter durch die Verträge, die andere Marktbeteiligte aushandeln. Denn momentan geht es darum, möglichst schnell möglichst viele Verträge zu möglichst unterschiedlichen patientenrelevanten Themen zu vereinbaren.

Der Rückblick auf vergangene Zeiten nützt gar nichts. Krankenkassen sind – Sympathiewerte hin oder her – gesetzlich gewollte Vertragspartner der Apotheken. Je mehr Vereinbarungen getroffen werden, die den Patienten, den Kassen und am besten auch den Apotheken nützen – umso besser.

Die Tatsache, dass Internetversender mit ihren Verträgen in die Kameras winken, bedeutet nicht viel. Schließlich haben Vertragsabschluss und Umsetzung nicht immer etwas miteinander gemein, denn diese Anbieter haben jenseits ihrer vermeintlich günstigen Preise wenig zu bieten. In Wirklichkeit wollen die Krankenkassen auf diesem Weg auf die Apothekerverbände Druck ausüben. Das ist nicht nett, aber legitim.

Die Tatsache, dass DocMorris nicht nach Deutschland ziehen will, zeigt, dass es um die niederländischen Nischenkenner nicht gut bestellt ist. Bloß kein persönlicher Kontakt mit dem Patienten. Der soll sein Rezept schicken, die Kasse die Kohle überweisen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Stärke der Apotheken liegt genau dazwischen.

Verschärfte Aufmerksamkeit verdienen die Kooperationen. Dass sich Unternehmen, auch Apotheken, zusammentun, um gemeinsam am Markt zu bestehen, ergibt mitunter Sinn. Dass dies immer und nur unter einem von Großhandlungen aufgestellten Kooperationsdach geschehen kann, ist dagegen zweifelhaft.

Die Interessenslage von Großhändlern und Apotheken ist zwar teilweise ähnlich, manchmal auch identisch. Aber in der Gänze bei weitem nicht deckungsgleich. Der große Strom an Interessenten, die von einer Informationsveranstaltung in die nächste hetzen, um die Kooperationsprogramme kennen zu lernen, bildet sich jedenfalls nicht in einer Fülle unterschriebener Kooperationsverträge ab.

Die Dachmarkenkonzepte bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Das Apotheken-A als eingeführte und anerkannte Marke ist nicht zu übertreffen. Eine Ergänzung – zusätzlich zum eingeführten Namen der eigenen Apotheke – ist für den Verbraucher schwer verdaulich.

Als schwere Kost entpuppen sich auch die Kooperationsverträge, die den Apotheken zurzeit zur Unterschrift vorgelegt werden. Viele scheuen sich, eine allzu enge Bindung einzugehen, fürchten den vorauseilenden Gehorsam. Manch einer traut sich, in den Informationsveranstaltungen die Konzepte der Großhändler offen zu kritisieren, die Dachmarke als Vorstufe zu Fremdbesitz und Franchise zu brandmarken und das eigentliche Interesse der im Oligopol agierenden Logistiker zu filtern.

Was bringt mir die Kooperation? Diese Frage stellen sich Tausende Apothekerinnen und Apotheker. Es ist die Entscheidung zwischen der selbstbestimmten Selbstständigkeit und einer teilweise selbstbestimmten Unterwerfung.

Bezeichnet man Großhandel und Apotheke, jede für sich, als Kuchen, dann stellt sich die Frage, wer von welchem Kuchen ein wie großes Stück bekommt. Der Gesetzgeber hat dem Großhandel die Spanne erheblich gekürzt. Die Apothekenhonorierung hat sich verändert; die Auswirkungen auf die Apotheken werden als nicht dramatisch beschrieben.

Und die Direkteinkäufe? Das ist in den meisten Apotheken das einzige Geschäft mit direktem Zugang zum Hersteller – ohne zwischengeschalteten Großhändler. Bleibt die Frage: Was wird aus Ihrer Direktbelieferung in der Kooperation?

Thomas Bellartz
Leiter der Hauptstadtredaktion
Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa