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Pflegefall

16.10.2000  00:00 Uhr

Pflegefall

von Thomas Bellartz,
Chef vom Dienst

In deutschen Unternehmen, auch in den Apotheken, verhandeln Eigentümer, Geschäftsführer und Manager derzeit über die Ausgestaltung der Privaten Vorsorge als Ergänzung zur Rente. Der Grund: Das Rentensystem ist löchrig wie ein Schweizer Käse, der Kollaps absehbar. Nun werden in das bestehende Säulenmodell Stützpfeiler eingezogen, die den Zerfall stoppen sollen.

Das Rentenproblem wird ansatzweise gelöst, da tauchen am Horizont neue dunkle Wolken auf: Auch die Säule Pflegeversicherung steht auf wackligem Fundament. Nachdem bereits im letzten Jahr die Ausgaben die Einnahmen überstiegen und erstmals der angesparte Mittelbestand angezapft wurde, sieht es für die kommenden Jahre äußerst düster aus.

Bereits in sechs Jahren sollen die Beitragssätze von zurzeit 1,7 Prozent kontinuierlich ansteigen und sich spätestens bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Dieses Szenario ergebe sich, wenn die Pflegeversicherung nicht von Grund auf umgebaut werde, verkündet der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt.

Der Unternehmervertreter fordert einen kritischen Umgang mit den Leistungen aus der Pflegeversicherung, insbesondere in der ersten Pflegestufe. Nach seiner Ansicht müssten die Leistungspakete - insbesondere für jüngere Patienten - stärker hinterfragt und eingeschränkt werden.

Richten soll es bei der Pflege nun auch die private Vorsorge. Das Ganze soll dann steuerlich geltend gemacht werden können, verlangt Hundt. Fast könnte man meinen, Hundt mutiere zum Versicherungskaufmann Herr Kaiser, der einen überaus kreativen Mix aus kollektiv umlagefinanzierter und individuell kapitalgedeckter Risikovorsorge vorschlägt.

Überdenkt man die Zahlenspiele von Rechenkünstlern wie Hundt oder Riester, dann ist das Modell jedes Mal ziemlich gleichförmig und gar nicht so schwierig - abgesehen von der Formulierung im Gesetzestext: Es gibt die - weiterhin bröcklige - Säule Rente, daneben eine weitere Säule Pflege. Beide Säulen werden die Lasten nicht mehr tragen können. Also werden Stützpfeiler eingezogen: In beiden Fällen werden diese Stützen als private Vorsorge bezeichnet.

Schade, dass man sowohl zum Bauen und Erhalten der Säulen wie auch der Stützpfeiler Geld benötigt: Das liegt aber nicht auf der Straße oder in der Bundesbank, sondern im Portemonnaie des immer gleichen Bauherrn, des Bürgers. "Das System funktioniert nicht mehr", erkennen die politischen Entscheider und suchen alternative Finanzierungsquellen. Die Quelle ist zum Schluss aber immer identisch, alternativ nur die Bezeichnung, ob Steuer, Beitrag, Soli oder private Vorsorge.

Problematisch wird es, wenn die Steuerlast zwar punktuell sinkt, aber durch die wachsende Inflation, steigende Beiträge bei Rente, Kranken- und Pflegeversicherung sowie private Vorsorge einem eher stagnierenden Leistungsangebot eine umso höhere Ausgabenlast gegenüber steht.

Wichtig ist die Erkenntnis, dass immer dieselben Personen zahlen, ob über Beiträge oder private Vorsorge. Das System insgesamt ändert sich nicht. Bekämpft werden nicht die Ursachen für die Brüchigkeit des Säulenmodells, sondern es wird fortwährend geflickt. Solche Ideen dann - wie Hundt und andere es tun - als intelligente Modelle der zahlenden Öffentlichkeit zu präsentieren, ist zweifelhaft und grenzt an Volksverdummung.

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