Einheit suchen |
04.10.1999 00:00 Uhr |
Der Deutsche Apothekertag 1999 in Leipzig wird in die Geschichte als Tag der Konfrontation zwischen Offizinapothekern und Krankenhausapothekern eingehen. Auch die Medien haben genüsslich diesen Konflikt aufgenommen. Endlich war mal etwas los bei den Apothekern. Von den Ärzten ist man ja schon gewohnt, dass sich einzelne Interessengruppen öffentlich bekriegen. Bei den Apothekern war es etwas Neues.
Den Leipziger Apothekertag auf den Konflikt Krankenhaus contra Offizin bezüglich der Versorgung ambulanter Patienten zu reduzieren, würde der Arbeit der Hauptversammlung nicht gerecht und die eigentliche Thematik des Deutschen Apothekertages verschütten.
Entsprechend dem Motto "Kompetenz statt Rationierung: pharmazeutische Perspektiven!" hat die Hauptversammlung bewiesen, dass sich die deutschen Apothekerinnen und Apotheker nicht nur der Erhaltung von Bewährtem widmen. Tradition allein macht nicht fit für die Zukunft. Das zeigten die diskutierten Themen neue Medien, Qualitätssicherung, Pharmazeutische Betreuung, neue Versorgungsformen und Netzwerke. Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, sich auf der Basis traditioneller Werte den Aufgaben der Zukunft zu öffnen.
Zielrichtung muss aber immer bleiben, die Freiberuflichkeit der Apothekerinnen und Apotheker zu erhalten, keine Abhängigkeiten zu schaffen, die sie in ihren Entscheidungen stören. Außerdem muss die Apothekerschaft dem Patienten entsprechend seiner Bedürfnisse eine optimale Versorgung garantieren, die zu mehr Therapiesicherheit führt. Die Gesellschaft kann davon nur profitieren.
Es bleibt zu hoffen, dass bei den verantwortlichen Politikern die Signale aus Leipzig angekommen sind und die Erkenntnis reifen lassen, dass Reglementierungen das System nicht flexibler und effektiver, sondern unbeweglicher machen. Letztendlich führen sie nicht zu der erstrebten rationalen Therapie, sondern zu einer rationierten Medizin.
Es bleibt auch zu hoffen, dass der Konflikt zwischen Krankenhausapothekern und Offizinapothekern die Botschaften aus Leipzig nicht allzu sehr verdeckt. Trotzdem war es notwendig, nach Bekanntwerden des gemeinsamen vertraulichen Papiers der Spitzenverbände der Krankenkassen, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) in Leipzig die Auseinandersetzung zu suchen und zu thematisieren. Vom Ausgang dieser Diskussion hängt nämlich auch ab, inwieweit bewährte Strukturen, wie Arzneimittelpreisverordnung und Verbot von Fremd- und Mehrbesitz, die die Freiberuflichkeit und Unabhängigkeit der deutschen Apotheke garantieren, weiter Bestand haben werden.
In den Diskussionen und auch in den Ansprachen von Politikern und Krankenkassenvertretern wurde deutlich, dass aufgrund des Diktats "Beitragssatzstabilität" in erster Linie die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens im Vordergrund steht. Die Bedürfnisse der Versicherten müssen dahinter zurücktreten. Es ist deshalb lobenswert, dass im Rahmen des Expopharm-Kongresses der Deutsche Apothekerverband auch die chronisch Kranken, also die von den Sparmaßnahmen eigentlich Betroffenen, zu Wort kommen ließ. Deren Urteil zur Gesundheitsreform 2000: Der Weg der rot-grünen Regierung führt in die Entsolidarisierung. Hier waren sich Apotheker und Versicherte einig. Vielleicht kann auch die Einheit von Krankenhausapothekern und Offizinapothekern im Sinne des gemeinsamen Zieles, dem Patienten zu helfen, wiederhergestellt werden. Der Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober sollte Motivation dazu sein.
© 1999 GOVI-Verlag
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