Pharmazeutische Zeitung online

Nicht zu stoppen

11.09.2000  00:00 Uhr

- Editorial Govi-Verlag

Nicht zu stoppen

von Daniel Rücker,
PZ-Redakteur

Kaum ein medizinisches Thema bewegt die Welt zurzeit so heftig wie die Stammzelltherapie. Unter dem Begriff therapeutisches Klonen hat sie auch die Deutschen kalt erwischt. Auslöser war ein Vorstoß britischer Wissenschaftler, die ihrer Regierung empfahlen, die Forschung an Embryonen in einem frühen Stadium zu erlauben. Wie in Deutschland die Diskussion im Detail verläuft, ist noch offen, der Ausgang scheint mir aber vorgezeichnet: Auf lange Sicht wird Deutschland dem britischen Weg folgen. Trotzdem ist diese Diskussion sehr wichtig.

Neue Technologien setzen sich meistens nach einem festen Muster durch. Am Beginn steht ihre Ablehnung, denn zumeist sind die Gefahren einer Innovation offenkundiger als ihr konkreter Nutzen. Außerdem dauert es bis zur möglichen sinnvollen Anwendung Jahre oder Jahrzehnte. Nach einiger Zeit beschwören dann Wissenschaftler, meist aus angelsächsischen Ländern, den bevorstehenden Durchbruch. Sie ernten wenig Zustimmung und viel Ablehnung. Doch bald bröckelt mit weiteren Forschungsergebnissen die Phalanx der Skeptiker, die Industrie meldet sich zu Wort und warnt vor Wettbewerbsnachteilen im internationalen Vergleich. Die neue Technologie wandelt sich vom Teufelswerk zum Heilsbringer und setzt sich schließlich durch (siehe hierzu auch den bericht über den Quedlinburger Kreis auf Seite 58, sowie Seite 26) .

Zu einfach gedacht? Ich glaube nicht. Das Beispiel der medizinischen Gentechnik zeigt, dass die Gegner an Boden verlieren, wenn sich konkrete Anwendungsgebiete zeigen. Am Anfang hatten viele Menschen größte Bedenken gegen die Gentechnik. Für die einen war es ein unerhörter Eingriff in die Schöpfung, andere wiesen auf die ökologischen Gefahren hin. Heute dürften selbst im fundamentalistischen Flügel der Grünen und im Lager der bibeltreuen Christen die Befürworter der medizinischen Gentechnik die Oberhand haben.

Angesichts der großen Möglichkeiten, die die Stammzelltherapie nach Meinung vieler Wissenschaftler bietet, wird ihr wohl dieselbe Entwicklung bevorstehen, wie sie die medizinischen Gentechnik durchlaufen hat. Wenn sie doch scheitert, dann nicht an ethischen Bedenken, sondern wegen zweifelhaftem Nutzen.

Trotzdem ist die Diskussion, die jetzt um die Stammzelltherapie entbrannt ist, sicherlich nicht überflüssig. Diejenigen, die nun von typisch deutscher Innovationsfeindlichkeit sprechen, schießen nach meiner Meinung weit über das Ziel hinaus. Denn selbstverständlich hat eine Gesellschaft das Recht, Neuerungen nach ihren eigenen ethischen Maßstäben zu beurteilen. Es ist kein Vergehen, andere Wertvorstellungen zu haben als Briten und Amerikaner. Die Deutschen wägen offensichtlich länger ab als die Angelsachsen.

Im Idealfall führt eine solche Diskussion zu einem Konsens, den zumindest ein Großteil der Menschen trägt. Angesichts meiner Ausgangstthese, dass die Stammzelltherapie kommt, ist dies dringend notwendig. Die Chance für eine Einigung ist umso größer, je weniger sich die Wortführer beider Seiten der Polemik bedienen. Angesichts des enormen ethischen Konfliktes, wäre diese hier auch wirklich nicht angebracht. Geht es doch um nicht weniger als die Definition, wann menschliches Leben beginnt, und die Frage, ob man Menschen eine mögliche Heilung auf Grund ethischer Bedenken gegen eine Therapie vorenthalten darf. Top

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