Falscher Ansatz |
15.08.2005 00:00 Uhr |
Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass der Chef des BKK-Bundesverbandes, Wolfgang Schmeinck, eine erneute Neiddiskussion gegen die Apotheker wegen zu hoher Rabatte in der Öffentlichkeit losgetreten hat. Bereits vor zwei Wochen hatte sich Professor Dr. Karl Lauterbach mit dem gleichen Angriff auf die Apotheken sogar die Schelte des von ihm beratenen Bundesgesundheitsministeriums eingeholt.
Abgesehen davon, ist Schmeincks Rechnung nicht nachvollziehbar. Offensichtlich hat er Rabattangebote einzelner Firmen, die im deutschen Generikamarkt noch nicht Fuß gefasst haben und nun mit spektakulären Rabatten an dem lukrativen Markt teilhaben wollen, hochgerechnet und ist so zu den 450 Millionen Euro Einkaufsvorteilen gekommen, die die Apotheken angeblich kassieren. Wie hoch die realen Einkaufsvorteile sind, interessiert ihn offensichtlich nicht. Außerdem glaube ich kaum, dass er mit einer solchen Diskussion die augenblicklichen Steigerungen bei den Arzneimittelausgaben der GKV in den Griff bekommt. Vielleicht will Schmeinck mit seinen Äußerungen aber auch nur von dem eigenen Unvermögen ablenken, mit den Herstellern im Rahmen Integrierter Versorgungsverträge selbst Rabatte auszuhandeln. Die BEK ist hier erfolgreicher.
Dass die Medien, insbesondere die elektronischen, dieses Thema auch wieder genüsslich aufgegriffen haben, ist unverständlich und lässt Zweifel an einer gewissenhaften Recherche aufkommen. Hätten sie die Unterlagen eines Hintergrundgespräches der ABDA kurz nach Pfingsten noch einmal in die Hand genommen, hätte Schmeinck jetzt nicht diese Publizität erreichen dürfen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Medien nicht immer auf den Inhalt, sondern manchmal auch auf den Effekt ihrer Meldungen schielen. Das Pressegespräch der ABDA wird hoffentlich dazu beitragen, in der Öffentlichkeit diese Diskussion wieder zu versachlichen.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass der richtige Weg zu einem rationalen Einsatz von Arzneimitteln die sinnvolle Zusammenarbeit der beiden Heilberufe ist. Eine solche Kooperation führt zwangsläufig, wie eine Studie in Nordrhein, an der auch der BKK Landesverband beteiligt war, gezeigt hat, zu geringeren Arzneimittelkosten. Ein Ansatz, den sich die Krankenkassen noch stärker zu Eigen machen sollten. Die Rabattdiskussion erscheint mir falsch.
Professor. Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de