Pharmazeutische Zeitung online

Kooperationen

13.08.2001  00:00 Uhr

Kooperationen

von Heinz-Günter Wolf, Vizepräsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Die Kostensteigerungen, insbesondere die zehnprozentige Ausgabenerhöhung bei den Arzneimitteln im zweiten Quartal 2001, haben die Gesundheitsökonomen mit neuen Lösungsvorschlägen wieder auf den Plan gerufen.

So glaubt der Kölner Professor Dr. Karl W. Lauterbach, mit flächendeckenden Disease-Management-Programmen (DMP) die Probleme des Gesundheitswesens lösen zu können. Solche Programme würden für die Kassen nach seiner Meinung eine qualitativ hochwertige und evidenzbasierte Versorgung chronisch Kranker auch vor dem Hintergrund des geplanten Gesetzes zur Reform des Risikostrukturausgleichs (RSA) wieder attraktiver machen.

Was die DRGs (Diagnosis Related Groups) für die Krankenhäuser sein sollen, könnten die DMPs für den ambulanten Bereich werden. Aber ähnlich wie bei den DRGs, die schon seit Jahren diskutiert und von Praktikern aus der Klinik auf Grund der Praxisferne sehr kritisch betrachtet werden, finden auch die Lauterbachschen DMPs inzwischen ihre Kritiker.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, charakterisierte die Vorstellungen des Kölner Professors, die bei der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt auf positive Resonanz stießen, als politische Positionen, die keine hilfreichen wissenschaftlichen, in der Praxis umzusetzende Leitfäden darstellten.

Ich kann dem grundsätzlich zustimmen. Allerdings ist meine Begründung wahrscheinlich eine andere. Während Hoppe durch die DMPs die Therapiefreiheit und die individuelle ärztliche Behandlung gefährdet sieht, bin ich der Meinung, dass die Lauterbachschen Disease-Management-Programme deshalb nichts taugen, weil sie reine ideologische Worthülsen sind und den konkreten Ansatz durch Umsetzung vermissen lassen.

Programme sind erst dann praktikabel, wenn alle am System Beteiligten ihre Aufgaben bei der Umsetzung zugewiesen bekommen. Kooperationen sind gefragt. Es sind reine Illusionen der Krankenkassen, zu glauben, DMPs ohne die Leistungserbringer umsetzen zu können. Es wäre auch eine Illusion, an den Erfolg von DMPs zu glauben, wenn die Apotheker nur als Distributeure eingeplant werden. Es wäre außerdem eine Selbstüberschätzung, würden die Ärzte annehmen, sie könnten die DMPs alleine umsetzen.

Für mich ist Disease-Management in erster Linie die Optimierung des Arzneimitteleinsatzes. Und das sollten die Apotheker im Rahmen von DMPs durch eine sinnvolle pharmazeutische Betreuung übernehmen. Dass pharmazeutische Betreuung den Arzneimitteleinsatz optimieren kann, haben inzwischen abgeschlossene Studien in Hamburg bei Asthmatikern, in Westfalen-Lippe bei alten Patienten und in Baden-Württemberg bei Diabetikern bewiesen. Die pharmazeutische Betreuung ist für mich aus qualitativer und ökonomischer Sicht ein wesentlicher Bestandteil eines Disease-Management-Programms. Ohne pharmazeutische Betreuung bleiben DMPs reine Ideologie. Das sollten Krankenkassen und auch Ärzte einsehen. Letztere sehen nach wie vor in der pharmazeutischen Betreuung einen Angriff auf ihren Hoheitsbereich. Eine verblendete Sicht, denn die Probleme des Gesundheitswesens lassen sich in der Zukunft nur durch Kooperationen der Beteiligten lösen. Es wird Zeit, dass das alle einsehen. Top

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