Verlässliche Bedingungen |
23.05.2005 00:00 Uhr |
Damit bleibt es uns erspart, Jahr für Jahr über den Betrag zu verhandeln, den wir den Krankenkassen als Rabatt gewähren müssen. Frühestens 2009 kann jetzt der Betrag neu festgelegt werden. Unser Verhandlungspartner ist dann das Bundesgesundheitsministerium. Wir haben damit zumindest in dieser Frage die Planungssicherheit, die wir benötigen, um unseren Beruf im Sinne unserer Patienten optimal ausüben zu können. Im Sinne unserer Patienten ist es übrigens auch, dass sie durch den Kompromiss mit den Kassen nicht stärker belastet werden. Hätten wir auf den im Raum stehenden dreistelligen Millionenbetrag bestanden, wäre der politische Schaden immens gewesen. Politiker aller Parteien hatten sich bereits auf uns eingeschossen. Und auch bei unserer angestammten Lobby, den Patienten, wären wir auf Unverständnis gestoßen. Die von Praxisgebühr und Zuzahlung geplagte Rentnerin hätte unser berechtigtes Anliegen nicht verstanden.
Neben der Planungssicherheit bekommen wir Apotheker auch eine zeitlich begrenzte Absenkung des Zwangsrabatts. In der zweiten Jahreshälfte 2005 wird er bei 1,85 Euro liegen. Insgesamt bedeutet dies 37 Millionen Euro Mehreinnahmen für die Apotheken. Natürlich ist dies nur ein Teil des Betrages, mit dem uns die Politik unter tüchtiger Mithilfe einiger Medien hat vorführen wollen. Mancher Apotheker wird sich über die geringere Summe ärgern. Wir sind uns aber sicher: Was wir nun erreicht haben, ist langfristig wichtiger.
Mit der Einigung haben wir der Politik und den Versicherten auch bewiesen, dass die Selbstverwaltung funktioniert. Wir können, gemeinsam mit den Kassen oder den Ärzten, Schwierigkeiten im Gesundheitswesen lösen - und zwar nicht auf Kosten Dritter, was in der Regel die Patienten wären. Wir haben mit dem Kompromiss klar gezeigt, dass die Selbstverwaltung auch ohne Gesetze, also staatliche Einmischung, funktioniert. Diese Botschaft darf in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden.
Der Kompromiss zeigt, dass der Deutsche Apothekerverband mit seiner Verhandlungsstrategie genau richtig lag. Als am Pfingstwochenende der Sturm der Entrüstung losbrach, haben wir schnell und mit Augenmaß reagiert. Wir haben keine Summen genannt, sondern auf die ausstehende Entscheidung der Schiedsstelle verwiesen. Das hat einen guten Teil der medialen Kritik ins Leere laufen lassen. Bei der Verhandlung am Freitag standen wir deshalb weitaus weniger unter Druck als mancher auf der anderen Seite sich gewünscht hätte. Auch deshalb ist das Ergebnis deutlich besser, als viele erwartet haben.
Heinz-Günter Wolf, ABDA-Präsident
Hermann S. Keller, DAV-Vorsitzender
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