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Gut und preiswert?

14.04.2003  00:00 Uhr

Gut und preiswert?

Wer sich ein Auto oder einen Anzug kauft, Essen oder ins Konzert geht weiß, dass Preis und Qualität in der Regel korrelieren und dass „besser“ häufig auch „teurer“ bedeutet. Glaubt man der Gesundheitsministerin, dann gilt dieser Zusammenhang für das Gesundheitswesen nicht. Die in der vergangenen Woche beschlossene Positivliste soll nämlich die Arzneimittelversorgung um 800 Millionen Euro preiswerter machen. Gleichzeitig wird die Versorgung besser, weil Arzneimittel mit zweifelhaften Nutzen nicht mehr verordnet werden dürfen – sagt Ulla Schmidt.

Und das ist kein Einzelfall. Was in anderen Bereichen der Marktwirtschaft eher selten ist, wird bei Schmidt zum wiederkehrenden Prinzip. Auch Disease-Management-Programme (DMP) sollen die Kosten senken, gleichzeitig die Qualität der Behandlung chronisch Kranker verbessern. Auch dem von Ärzten, Krankenkassen und Pharmazeutischer Industrie in nie gekannter Einigkeit abgelehnten Deutschem Zentrum für Qualität in der Medizin spricht Schmidt ebenfalls eine Kosten senkende und qualitätssteigernde Wirkung zu.

Eine Gemeinsamkeit haben diese Projekte: Sie folgen Schmidts Überzeugung, dass der Gesetzgeber nicht den Ärzten die Entscheidung überlassen sollte, wie Kranke am besten behandelt werden. Mit Vorschriften, Therapieempfehlungen und Leitlinien sollen Ärzte dazu gebracht werden, das zu tun, was Schmidts Berater für das Richtige halten.

Es gibt sicher gute Gründe, Therapieempfehlungen für Heilberufler aufzustellen. Angesichts des rasanten medizinischen Fortschrittes kann sich kein Arzt und auch kein Apotheker neben dem Berufsalltag auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft halten. Doch sollten diese Empfehlungen von Fachgesellschaften stammen und mehr die Versorgungsqualität als das Geld im Fokus haben.

Bei Positivliste, DMP und dem Zentrum für Qualität sind Zweifel angebracht, ob tatsächlich die Qualität im Vordergrund steht. Bei jedem Reformprojekt kolportieren Schmidts Gesundheitsökonomen sofort das damit verbundene Einsparziel.

Angesichts der schlechten Finanzlage der Krankenkassen liegt es nahe, dass es in erster Linie ums Geld geht. Vorrangiges Ziel von Schmidts Reform ist es deshalb, die Ausgaben zu reduzieren. Da aber sparen beim Wähler unpopulär ist, weil er damit Leistungseinschränkungen verbindet, muss eine plausible Begründung her, die das Schmidt’sche Geld-Leistungs-Paradoxon erklärt und die Schuld an der Misere auf fremde Schultern legt: Ärzte, Pharmaindustrie und Apotheker liefern mangelhafte Qualität zu überhöhten Preisen.

Erst diese Argumentation macht Sparen populär, sie entkoppelt es vom Verzicht. Gespart wird nur beim Überflüssigen. Dieselbe Qualität ist auch für weniger Geld zu haben. Die Disziplinierung der Heilberufler ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Gesundheitsreform, die keinem wehtut – außer denen, die es durch ihre Verschwendungssucht verdient haben.

Zum Glück geht Schmidts Plan nicht auf. Die meisten Menschen wollen einfach nicht den Gram auf Ärzte und Apotheker entwickeln, den die Regierung für angemessen hält. Nach einer Allensbach-Umfrage genießen Ärzte das höchste Ansehen bei der Deutschen, mit aufsteigender Tendenz liegen Apotheker auf dem achten Platz – Politiker dagegen auf dem vorletzten Platz. Die Welt ist eben nicht immer ungerecht.

Daniel Rücker
Stellvertretender Chefredakteur
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