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Lob von anderen

11.04.2005  00:00 Uhr

Lob von anderen

»Isse net beste Trainer, wo saacht von sisch selbst, sondern isse beste Trainer, wo sage die annere.« Vor mehr als zehn Jahren hat es der damalige Trainer von Eintracht Frankfurt, Dragoslav Stepanovic, in Serbo-Hessisch auf den Punkt gebracht: Eigenlob sagt über Qualität nichts aus. Hört sich banal an. Ist es auch. Der Bundesverband der Versandapotheken hat es trotzdem mal versucht. Mit einem selbsterfundenen Qualitätssiegel wollte die Hand voll deutscher Großversender ihren zuletzt deutlich ramponierten Ruf aufpolieren.

Der Schuss ging allerdings nach hinten los. Schon vor der Präsentation des Siegels hat Verbraucherschützer Thomas Isenberg die Aktion kritisiert. Gleichzeitig fordert er die Bundesregierung auf, endlich durch eine Rechtsverordnung die Qualität im Versandhandel zu garantieren. Die Versender sind mit ihrer liederlich geplanten Aktion auf die Nase gefallen. Sie hatten sich offensichtlich daran gewöhnt, dass ihre Aktionen wie selbstverständlich von öffentlichem Applaus begleitet werden. Nun können sie sich über einen Erkenntniszugewinn freuen.

An Erkenntnis gewinnen konnten in den letzten Wochen auch die Kritiker des Barmer-Vertrages. Auch wenn es für eine wissenschaftliche Auswertung viel zu früh ist, lässt sich heute schon festhalten: Die Teilnahme an der integrierten Versorgung hat den Apothekern mehr Anerkennung gebracht als Optimisten zu hoffen wagten. Auf einer Veranstaltung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung waren sich Vertreter von Kassenärzten und Krankenkassen einig, dass es der ambulanten Versorgung gut tut, wenn die Apotheker eine wichtigere Rolle spielen.

Im Gegensatz zu den Versendern können sich die Hausapotheker das Eigenlob sparen. Vor allem mit der Hausapotheke hat sich die Stimmung deutlich gedreht. Ein kräftiger Rückenwind bläst nun für Apotheker. Das Lob kommt nun ­ ganz wie Herr Stepanovic dies für richtig hält ­ von anderen. Auch von denen, die völlig unverdächtig sind, Apotheker unkritisch zu bejubeln. Wer hätte das vor zwei Jahren für möglich gehalten?

Freilich sind Wetterlagen in unseren Breiten wenig stabil. Das zeigt auch der Versuch der Krankenkassen den § 130a, SGB V, neu zu interpretieren. Sie wollen einen Nachschlag auf den Abschlag. Und zwar in Form der Umsatzsteuer. Gemeint ist zwar der Herstellerabschlag, doch weil dieser über die Apotheken verrechnet wird, sind diese ebenfalls betroffen. Offensichtlich suchen sie nach einem Flicken, um das Loch zu stopfen, das die gesetzliche Absenkung des Herstellerrabattes in ihre Kassen gerissen hat. Mit ihrem Ansinnen stehen sie zum Glück allein auf weiter Flur. Auch die Bundesregierung will ihnen nicht folgen.

Trotz solcher Tiefs und einzelner ausfällig gewordener Politiker hat sich die Großwetterlage für die Apotheker deutlich verbessert. Innerhalb weniger Wochen haben sie sich mit Hilfe der hausarzt- und hausapothekerzentrierten Versorgung einen festen Platz im Zentrum der Gesundheitsversorgung erkämpft. Auch dafür haben sie sich ein Lob verdient. Allerdings werden dem wohl nicht alle Externen zustimmen.

Daniel Rücker
Stellvertretender Chefredakteur
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