Die Vorlage nutzen |
21.03.2005 00:00 Uhr |
Doch manchmal ist das Leben auch gerecht. Denn seit der Legalisierung des Versandhandels weht den Versendern mehr und mehr der Wind entgegen. Zwar können sie ökonomisch immer noch von der Reform profitieren. Ihren Robin-Hood-Status und die ungeteilte Sympathie der Verbraucher und der Medien haben sie jedoch verloren. Die Legalisierung des Versandhandels hat die Online-Apotheken entzaubert. Heute fragen die Menschen nach, ob beim Versand die Qualität stimmt. Und immer häufiger erhalten sie negative Antworten. In einer ganzen Flut von Tests haben die Versender nämlich dürftig bis schlecht abgeschnitten.
Schon die Untersuchung der Stiftung Warentest vor drei Wochen hatte erhebliche Mängel bei den Online-Apotheken registriert. Nur etwa die Hälfte schnitt passabel oder gut ab. Etwa die Hälfte, darunter auch Medien-Flagschiff DocMorris bekamen die Note mangelhaft. Die gescholtenen Versender hatten gerade Besserung gelobt, da traf sie eine zweite Untersuchung. Das Institut für Handelsforschung testete Online-Apotheken und kam zu einem noch schlechteren Ergebnis: Von 34 Versendern konnte kein einziger wirklich überzeugen. Auch diesmal waren die niederländischen wie auch die großen deutschen Versandapotheken mit dabei. Für Apotheker ist es eine Genugtuung, dass Internet-Apotheken endlich gerecht beurteilt werden. Die Zeiten, in denen Offizin fehlerhaft und Versandapotheke innovativ bedeuteten, sind wohl vorbei.
Grund, sich nun in Selbstzufriedenheit zu ergehen, gibt es freilich nicht. Dieselbe Stiftung Warentest hat vor einem Jahr auch den öffentlichen Apotheken kein gutes Zeugnis ausgestellt. Wer Warentest zitiert, um auf die Defizite des Versandhandels hinzuweisen, der darf das Ergebnis aus dem Vorjahr nicht ignorieren. Wenn die öffentlichen Apotheken Kapital aus dem Vertrauensverlust der Versender schlagen wollen, dann müssen sie nach objektiven Kriterien besser sein. Und das möglichst flächendeckend. Jetzt muss die unfreiwillige Vorlage der Versandapotheken genutzt werden.
Die Qualitätsoffensive der Bundesapothekerkammer kann hierbei ein wichtiger Baustein sein. Das Pseudo-Customer-Konzept, die Beratungsoffensive, der Integrationsvertrag mit Hausärzten und Barmer und auch die Aktionswoche zur Dokumentation von arzneimittelbezogenen Problemen weisen den richtigen Weg. Das Argument, die Apotheken könnten dies ohne angemessene Vergütung nicht leisten, mag zwar langfristig stimmen, stellt aber die Reihenfolge auf den Kopf. Wer ernten will, muss zuerst säen. Andersherum funktioniert es nicht. Das gilt in allen anderen Branchen auch.
Daniel Rücker
Stellvertretender Chefredakteur
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