Pharmazeutische Zeitung online

Bildungsnotstand

06.03.2000  00:00 Uhr

- Editorial Govi-Verlag

Bildungsnotstand

von Hartmut Morck
Chefredakteur

Einmal mehr möchte unser sozialdemokratischer Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einer populistischen, aus der Hüfte geschossenen Entscheidung die deutsche Wirtschaft retten: Die Informations- und Kommunikationsindustrie schreit nach 30000 Spezialisten. Schröder sagte auf der Cebit die entsprechende Zahl von Green Cards, also Arbeitsbewilligungen für ausländische Softwarefachleute, zu und erntete Beifall.

Wie schon bei der vermeintlichen Rettung des Bauriesen Holzmann war der Vorstoß des Bundeskanzlers primär zur Pflege seines Images in der Öffentlichkeit inszeniert und nicht von strategischen Überlegungen geprägt. Mit Politik hat solcher Aktionismus nichts zu tun.

Eigentlich sollte ein verantwortungsbewusster Politiker zunächst klären, welche Gründe das Fehlen von Spezialisten in Deutschlands Computerindustrie hat. Ausländische Fachleute nach Deutschland zu holen, kann kurzfristig das Problem lösen, auf Dauer aber sicher nicht.

Aus meiner Sicht sollte man ehrlich sein und den Mangel als das definieren, was er ist: das Ergebnis einer falschen Bildungspolitik. Offensichtlich sind Schulen, Fachhochschulen und Universitäten in unseren Land nicht mehr in der Lage, qualifizierten Nachwuchs zu liefern. Dies gilt insbesondere für die naturwissenschaftlichen Fächer.

Der Bildungsnotstand kann natürlich nicht allein der rot-grünen Regierung angelastet werden. Er ist das Ergebnis einer jahrzehntelang verfehlten Bildungspolitik, an der auf Grund ihrer Hoheit auch die Bundesländer Schuld tragen.

Wenn Deutschland kein wirtschaftliches Entwicklungsland werden will, muss schnell reagiert werden. Die Bildungspolitiker dürfen nicht davon ausgehen, dass das Volk der Dichter und Denker von selbst damit fertig werden könnten. Eine solch arrogante Geisteshaltung würde Deutschland in den Ruin stürzen.

Die Lösung liegt in einer besseren finanziellen Ausstattung der Schulen und Hochschulen, in einer qualifizierteren Ausbildung der Lehrenden und in einer besseren Motivation der Lernenden, zum Beispiel durch die Förderung von Leistung. Mittelmaß darf nicht mehr das Ziel deutscher Bildungspolitik sein. Außerdem sollte sich der Staat seiner Verpflichtung bewusst werden, unabhängige Forschung zu unterstützen. Es kann nicht sein, dass an den bundesdeutschen Hochschulen Forschung nur noch mit Drittmitteln möglich ist. Die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Forschung wird dadurch ad absurdum geführt.

Es wird Zeit, dass sich der Staat seiner Aufgabe erinnert, die Zukunft zu sichern. Dazu sollte über eine grundsätzliche Umschichtung der Finanzen zugunsten der Bildung nachgedacht werden. Wenn Deutschland weiterhin zu den führenden Wirtschaftsnationen und -standorten gehören soll, muss dafür gesorgt werden, dass die geistigen Ressourcen durch eine leistungsorientierte Bildungspolitik aufgefüllt werden. Dann wird es nicht mehr notwendig sein, Spezialisten nach Deutschland zu holen. Top

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