Pharmazeutische Zeitung online

Ziel definiert

17.02.2003  00:00 Uhr

Ziel definiert

In die gesundheitspolitische Diskussion kommt Bewegung. Zumindest das Ziel ist definiert: Die Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sollen von heute durchschnittlich 14,4 auf 13 Prozent oder weniger gesenkt werden. Darin sind sich Regierung und Opposition beziehungsweise CDU/CSU einig.

In den Vorstellungen, wie man dieses Ziel erreichen kann, liegen die Parteien allerdings weit auseinander. Die Senkung der Beiträge bedeutet 14 Milliarden Mindereinnahmen bei der GKV. Das heißt, die Ausgaben der Krankenkassen müssen um diesen Betrag gekürzt werden. Eines ist schon jetzt sicher: Aus dem Arzneimittelsektor kann man diese Summe nicht mehr herauspressen. Einsparungen bei Arzneimitteln waren bisher sehr bequem, wie das Beitragssatzsicherungsgesetz (BSSichG) gezeigt hat. Allen sollte jetzt aber klar sein: Der Arzneimittelmarkt ist ausgereizt. Weitere Einschnitte in diesem Sektor würden unweigerlich einen Qualitätsverlust bedeuten.

Also muss man die Versicherten vorsichtig darauf vorbereiten, mehr in ihre Gesundheit zu investieren. Die Wortwahl ist dabei interessant. Die Union nennt es „mehr Eigenverantwortung“. Sie fordert eine Selbstbeteiligung der Patienten von 300 Euro im Jahr für alle Kosten. Bei den Grünen hat die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckert vorgeschlagen, Freizeitunfälle aus dem Leistungskatalog zu streichen und die Mitversicherung von Ehepartnern abzuschaffen. In der SPD scheint es noch einen parteiinternen Richtungsstreit zu geben. Nur einzelne wie Eike Hovermann wagen sich vor, höhere Zuzahlungen von Patienten und das Einfrieren der Arbeitgeberbeiträge zu fordern. Die Gegenreaktion aus der SPD folgte prompt.

Dass die von einigen Experten geforderte Abschaffung der privaten Krankenversicherungen das deutsche Gesundheitswesen retten kann, möchte ich bezweifeln. Glaubt man den Privaten, dann ist deren finanzielle Situation auch nicht von Gewinn geprägt.

Aus meiner Sicht berücksichtigt keiner dieser Vorschläge das Grundproblem der Bundesrepublik Deutschland: Die Deutschen sind ein aussterbendes Volk. Auf Grund der zurückgehenden Geburtenzahlen hat Deutschland seine Regenerationsfähigkeit aus eigener Kraft verloren. Die Gesellschaft überaltert, und damit kann das Problem der Gesetzlichen Krankenversicherung durch die oben erwähnten Maßnahmen nur kurzfristig beherrscht werden. Dazu kommt, dass viele weltweit tätigen Unternehmen Deutschland als Standort verlassen, weil es ein Hochlohnland ist. Verwaltungs- und Dienstleistungsjobs können nicht ein Bruttosozialprodukt erwirtschaften, das die deutsche Volkswirtschaft wieder in die Gewinnzone bringt.

Die aktuelle Zahl der Arbeitslosen beweist, dass in Deutschland nicht genug Arbeit angeboten wird. Deutschland steht beim Wirtschaftswachstum innerhalb der Europäischen Union an letzter Stelle. Deutschland lebt seit Jahren von der Substanz, die bald aufgebraucht ist.

Nur eine Wirtschaftspolitik, die Arbeitsplätze in Deutschland schafft, wird langfristig das Gesundheitswesen sanieren. Wegen der niedrigen Geburtenrate in Deutschland gehört dazu allerdings auch eine sinnvolle Migrationspolitik. Nach Deutschland müssen Menschen geholt werden, die die sozialen Einrichtungen nicht belasten, sondern an der Erwirtschaftung eines höheren Bruttosozialproduktes beteiligt sind.

Inwieweit die Politik dazu in der Lage ist, muss abgewartet werden. Die sich in der Gesundheitspolitik andeutende informelle große Koalition ist zumindest ein Zeichen dafür, dass Politiker sich an ihre gesellschaftliche Verantwortung für Deutschland erinnern.

Professor Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa