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Gemeinsam sind wir stark

29.12.2003  00:00 Uhr

Gemeinsam sind wir stark

2003 war für die Apothekerschaft ein außerordentlich schwieriges Jahr, das mit dem Beitragssatzsicherungsgesetz die Kostendämpfungsmaßnahmen der Vergangenheit weit übertroffen hat.

Ab Jahresbeginn 2004 gilt das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), das für uns die größte Herausforderung seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Niederlassungsfreiheit im Jahr 1958 bedeutet. Es bringt gravierende und weit reichende – weil strukturelle – Veränderungen für jeden Einzelnen von uns, für die öffentliche und Krankenhausapotheke, für den Großhandel sowie für die pharmazeutische Industrie.

Die Ergebnisse der beiden oben genannten Gesetze haben die Notwendigkeit belegt, dass unser Berufsstand durch seinen Dachverband ABDA auf der politischen Bühne als starke Organisation vertreten sein muss.

Der beste Beweis dafür ist die jetzt im GMG verankerte neue Arzneimittelpreisverordnung. Sie ist das Ergebnis einer intensiven, gemeinsamen Diskussion aller Berufsorganisationen auf Länder- und Bundesebene, die zu einem mit breiter Mehrheit getragenen Beschluss der ABDA-Mitgliederversammlung geführt hat. Ob dieses Ergebnis auch mit zwei getrennten Organisationen, Bundesapothekerkammer und Deutscher Apothekerverband, möglich gewesen wäre, möchte ich bezweifeln.

Ich bin deshalb der Mitgliederversammlung der ABDA am 3. Dezember des letzten Jahres dankbar, dass sie die Notwendigkeit der Existenz eines gemeinsamen Dachverbandes und damit einer einheitlichen politischen Interessensvertretung für uns Apothekerinnen und Apothekern noch einmal ausdrücklich bestätigt hat. Mit diesem Beschluss kann die Arbeit im Jahr 2004 auf einer soliden berufspolitischen Basis weitergeführt werden.

Zum wiederholten Mal, auch zu Beginn des Jahres 2004, möchte ich den vorrangigen Wert und Auftrag der ABDA verdeutlichen: Sie hat für den verbandsinternen Ausgleich zwischen Heilberufler und Kaufmann zu sorgen und die Balance zwischen Ethik und Monetik herzustellen. Die „Janusköpfigkeit“ unseres Berufes zwingt uns zu einer derartigen Gratwanderung, denn der Apotheker in der öffentlichen Apotheke übt seinen Beruf als freier Heilberufler auf der Basis eines Gewerbebetriebes aus. Gelingt uns diese Gratwanderung intern nicht, werden wir als „reine“ Heilberufler brotlos beziehungsweise entziehen uns als „reine“ Kaufleute unsere Existenzberechtigung.

Die ABDA und ihre Mitgliedsorganisationen haben bereits in den 80er-Jahren den selbst ernannten Marketing-Gurus widersprochen, die Kundenbindung in erster Linie nur in ausgefeilten Werbemaßnahmen und Zugaben sahen. Wir waren und sind der Meinung, dass damit der Apotheker zu einem reinen Kaufmann zu verkommen droht.

Inzwischen hat sich die Meinung der ABDA, dass Umfang und Qualität der Beratung durch die Apothekerinnen und Apotheker und damit die pharmazeutische Leistungsfähigkeit der Apotheken zu stärken sind, interessanterweise auch bei Gesundheitsökonomen, in Erfa-Gruppen und Kooperationen durchgesetzt. Die Stärkung der Beratungsqualität ist und bleibt auch 2004 und in den Folgejahren das vorrangige Ziel der ABDA.

Die neue Arzneimittelpreisverordnung bietet dafür die wirtschaftliche Basis. Unsere pharmazeutischen Leistungen können jetzt unabhängig vom Preis wahrgenommen werden. Dies macht unseren Berufsstand in Politik und Gesellschaft glaubwürdiger. Dazu gehört, die Hausapotheke aus dem Modellcharakter herauszuführen und zu einer flächendeckenden Einrichtung werden zu lassen. Unser Angebot ist es auch, die Pharmazeutische Betreuung als festen Bestandteil in die besonderen Versorgungsformen einzubringen. Gerade darin liegt die Chance unseres Berufstandes, seine pharmazeutischen Leistungen gesellschaftsrelevant herauszustellen.

Dies wird sicher nicht gelingen, wenn mit der Freigabe der Preise im OTC-Sektor ein Preiskampf in den Apotheken eingeläutet würde. Mein Appell lautet deshalb, nicht den Verlockungen zu erliegen, durch Preisdumping neue Kunden gewinnen zu wollen, sondern durch Stärkung der pharmazeutischen Leistungen den Wert der Apotheken für die Gesellschaft in der Öffentlichkeit auszubauen. Das pharmazeutische Leistungspaket einer Apotheke ist auch die Basis für deren wirtschaftlichen Erfolg.

Übrigens bin ich sicher, dass auch 2004 diverse Fernsehmagazine und tatsächlich oder vermeintlich unabhängige Institutionen sowie die eine oder andere Publikumszeitschrift versuchen wird, durch Testkäufe in den Apotheken die Beratung infrage zu stellen. Unsere Antwort darauf ist unter anderem das von der BAK entwickelte Pseudo-Customer-Konzept.

2004 ist auch für Europa ein wichtiges Jahr. Zehn weitere Länder treten der Gemeinschaft bei und Wahlen zum Europa-Parlament stehen an. Zunehmend wird nationales Recht auch im Bereich Gesundheit durch EU-Recht dominiert. Das muss uns sensibel machen für Entwicklungen in der EU, die wir oft allzu gerne verdrängen, weil uns die aktuelle Tagespolitik in Deutschland über alle Maßen in Beschlag nimmt. Aufgeschlossenheit gegenüber Berichten unserer Europavertretung in Brüssel ist angesagt, um uns möglichst früh auf EU-initiierte Entwicklungen einstellen zu können.

Derzeit sind wir alle mit der Umsetzung des GMG beschäftigt. Dazu wünsche ich Ihnen vor allem die notwendige Geduld. In den ersten Tagen des neuen Jahres habe ich schon mehrfach gehört „wir gehen es noch mal an“ und ich denke, gemeinsam packen wir es!

Ihr
Hans-Günter Friese
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
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